www.zwar-oma.de
Nächster Symposion Abend am Dienstag, 13.06.2023, um 18:00 h, im Bayrischen Wirtshaus, Düsseldorfer Str., am Ohligser Markt ~ Anmeldung bei Klaus erforderlich.
Nächster Symposion Abend dann am 04.07.2023, um 18:00 h, im Hitze-Frei, Grünstr. 16, (hintere Räumlichkeiten rechts) Der Raum ist ausgelegt für maximal 20 Personen. Danach Abendessen obligatorisch, voraussichtlich im hinteren Bereich, also vor dem Hinterzimmer, da bequemer zum Essen und Unterhalten ~ Anmeldung bei Klaus erforderlich.
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Terminvorschlag für Haus Bürgel - Kutschfahrt und Zons:
Mittwoch, 05.07.2023, Wer kommt verbindlich mit?
Das ist der erste Termin, der koordinierbar wäre, soweit bisher eruiert. Es wäre schön, wenn - auch wegen der Kosten - 12-16 ZWARler mitkämen.
Kosten: 18 € - 25 € geplant, (zzgl. 24 Stunden Tagesticket 6,30 € bei 5 Personen)
Da insgesamt 5 verschiedene Einrichtungen terminlich mitmachen müssen:
Bitte um kurzfristige Nachricht bis Mitte nächster Woche (07.06.2023).
Hier nochmal der Plan:
Morgens ca. 8:30 h mit dem Bus von Solingen HBF zum Haus Bürgel (einmal umsteigen, hält direkt da). Ein Legionär führt ab 10 - 11:30 h durch das Legionskastell am niedergermanischen Limes,
danach Kutschfahrt mit Kaltblütern 12:00 h-13:30 h durch/über die Urdenbacher Kämpe, den Altrhein, mit max. 16 Personen bis zum Fähranleger Zons - entweder dort Kaffee/Mittagspause oder Fähre Zons und dort ca. 14:00 h Kaffee/Mittagspause (zusammen ca. 10 Minuten zu Fuß) danach Führung 16 Uhr, 1 1/2 h durch das die Festung Zons 700 nChr und ab 1400.
Ab 17:30 h - 20:00 h Essen und Beisammensein in Zons Fährhaus - zum Bus 550 Meter zu Fuß.
Rückfahrt ca. 20.30 Uhr mit einem mal umsteigen nach Solingen HBF zurück. 21.00 Uhr in Ohligs.
Allen Hüft- und Fußkranken sowie konditionell Reduzierten (wie mich) habe ich entsprechend Rechnung getragen.
Wenn Interesse aber nur an einem anderen Tag, bitte alle Alternativen nennen.
Herzliche Grüße
Klaus
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Bei Veranstaltungen, Besuchen, Fahrten, Kurzreisen machen wir es wie folgt:
Kurzfristige Termine – Besuche organisieren sich diejenigen, die mitmachen wollen, selbst. Entweder via E-Mail oder "Signal".
Alle anderen Besuche stelle ich mit einem Vorlauf von ca. 2-4 Wochen und einem Terminvorschlag vor. Nur wer daran teilnehmen möchte, sendet eine Mail. Passt das Datum nicht, mit einem Alternativvorschlag.
Hier findet Ihr alle aktuellen Vorschläge mit der Bitte um Mitteilung, ob ihr daran teilnehmen wollt, ggf. auch mit einem alternativen Terminwunsch.
BESUCH
Wenn weniger als 10 zusagen, erhalten diese eine Mail von mir, sich selbst zu organisieren, also Datum, Zeit, Karten, Restaurant usw. selbst festzulegen.
EVENT
Wenn mehr als 10 zusagen, werde ich weiterhin - wie bisher – die Organisation übernehmen, es sei denn, jemand anders übernimmt das.
Die Zahl 10 ist natürlich willkürlich, es hängt immer etwas vom Einzelfall ab. Jedoch lohnt sich ab 10 Personen eine private Führung (öffentliche Führungen sind mit mehr als 10 evtl. überfordert) und es gibt Probleme ohne langfristige Reservierung etwas zum Beisammensein zu finden.
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Hier die aktuellen Vorschläge
31.05. – 02.06.23, Walder Theatertage
23.03. bis 15.10.23, „Das Leben des Bodi“ Forschungsreise ins frühe Mittelalter, LVR Museum Bonn
20.10.23, Yotam Ben-Or Quartet: Endless, Lutherkirche Solingen, 20:00 h
01.04.-30.7.23, 1920er im Kaleidoskop der Moderne, Bundeskunsthalle Bonn
01.09.-07.01.24, Chagall, Matisse, Miro Druckgrafik Künstlerbücher, Folkwang Essen
Ab 22.09.23, Kunstmuseum, 77. Bergische Kunstausstellung -
17.11.23-07.01.24, Picasso und Beckmann v d. Heydt Wuppertal -
24.11.23-10.03.24, Kant und der Geist der Aufklärung, Bundeskunsthalle Bonn, Museumsmeile Bonn -
10.11.23-14.04.24, Nudes, Radikal nackt, LWL Münster –
Ohne Termine und spätere Termine ab 2. Halbjahr 2023
Bei diesen Besuchen bitte nur euer generelles Interesse mitteilen, ohne oder auch mit Terminwunsch.
Wuppertal (Birgit und Klaus) Solingen (Messer Stadtteile)– Remscheid (?)
Max Ernst Museum Brühl mit Schloss Brühl Sommer/Frühherbst -
Düsseldorf Kiefernstraße und Little Tokio mit japanischem Essen -
Festung Zons–Fähre evtl. mit Baumberg u/o Haus Bürgel (Römerkastell) -
Lichtkunst Unna -
Museums Straßenbahn ab Kohlfurth Burgholz -
Kaiserswerth + Kaiserpfalz + Schloss Heltorf Rhododendron Park -
Düsseldorf Themenführung Goethe Heine Schumann Beuys -
Villa Hügel 150 Jahre Anreise über S-Bahn Baldeneysee -
Museumsmeile Bonn / Bundeskunsthalle / LVR-Museum u.a. -
Mit schönen Grüßen
Klaus S.
Bericht und Bilder: Hans Jürgen Scheper ~ Gruppe-Kunst und Kultur Bilder zum Vergrößern bitte anklicken
Nach dem Besuch des Red-Dot-Museums am 20.05.2023 wurde mit einem Vortrag zum Thema „Bedeutende Designer in Deutschland“ das Design-Thema am 23.05.2023 noch einmal vertieft. Schwerpunkt dieses Vortrags war die Hochschule für Gestaltung in Ulm und ihre wichtigsten Dozenten/Lehrer Hans Gugelot, Otl Aicher und Max Bill. Die HfG Ulm entstand auf Initiative von Inge Scholl und Otl Aicher. 1953 wurde mit dem Unterricht begonnen und nach der Erstellung des neuen Schulgebäudes (Architekt Max Bill) 1955 offiziell eröffnet. Das Lehrangebot umfasste folgende Bereiche: Produktdesign, Architektur, Visuelle Kommunikation und Bauen und Information. Schwerpunkt der Ausbildung war die Vermittlung der wissenschaftlichen, technologischen und methodologischen Grundlagen des Designs. Die HfG verstärkte gegen Ende ihres Bestehens die Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen wie Braun, Kodak etc. Im November 1968 löste die Landesregierung Baden-Württemberg die Hochschule auf.
Das bekannteste Beispiel für ein Produkt der HfG war der sog. „Ulmer Hocker“ von 1954,(Entwerfer: Max Bill, Hans Gugelot, Paul Hildinger). Dieser wurde zur Möblierung der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) konzipiert. Der Hocker eignet sich zum Sitzen, als Regalelement, Beistelltisch oder als Trittleiter.
Einer der ersten Dozenten war Hans Gugelot (1920 Makassar Indonesien, 1965 Ulm), der in Lausanne und Zürich Architektur von 1940 bis 1942 studierte und dann als freier Architekt arbeitete, zeitweise mit Max Bill.
1954 wurde er Dozent an der HfG und gleichzeitig begann seine Zusammenarbeit mit der Fa. Braun. Ein Meilenstein des Designs war der Phonosuper SK 4 (sog. Schneewittchensarg) von 1956, eine Radio-und Schallplattenspieler-Kombination, die er zusammen mit Dieter Rams entwarf, eine Ikone des modernen Produktdesigns, die u.a. im MoMa New York und im Centre Pompidou ausgestellt ist. Der Kodak-Diaprojektor „Carousel“ ist ein weiterer, bekannter Entwurf von Hans Gugelot. Dieser Projektor wurde mehr als zwanzig Jahre in weitgehend unveränderter Form hergestellt.
Max Bill (1908 Winterthur, 1994 Berlin), Architekt, Künstler und Maler (Vertreter der Züricher Schule der Konkreten) war ein weiterer Dozent und zeitweise Rektor an der HfG.
Max Bill studierte nach einer Ausbildung als Silberschmied von 1927 bis 1928 am Bauhaus in Dessau und war dann als Architekt, Bildhauer, Grafiker und Maler tätig. 1944/45 erhielt er seinen ersten Lehrauftrag an der Züricher Kunstgewerbeschule. Von 1951 bis 1953 war Mitbegründer der HfG und von 1953 bis 1956 ihr erster Rektor. 1967 bis 1974 hatte er einen Lehrstuhl an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Bill entwarf den Neubau der Hochschule für Gestaltung. Mitgewirkt hat er beim Ulmer Hocker und entwarf unterschiedliche Uhren für die Fa. Junghans, die noch heute hergestellt werden.
Otl Aicher (1922 Ulm, 1991 Günzburg
Otl Aicher ist einer der wichtigsten Grafikdesigner in den 50er bis 70er Jahren. Er gestaltete die Erscheinungsbilder (Cooporate Design) für ERCO, Lufthansa, Sparkassenorganisation, Flughafen München und Frankfurt. 1972 war er für die Gestaltung der Olympischen Spiele in München verantwortlich. Noch heute werden seine Piktogramme für die einzelnen Sportarten verwendet.
Weiterer bedeutender Designer der Nachkriegszeit war Dieter Rams (1932), der zeitweise mit der HfG zusammengearbeitet hat.
Nach dem Studium der Architektur/ Innenarchitektur und einer Lehre als Tischler arbeitete er von 1953 bis 1955 im Architekturbüro Otto Apel. 1955 begann seine Tätigkeit bei der Fa. Braun. Von 1961 bis 1995 war Rams Leiter der Formgebung, von 1981 bis 1997 Professor für Industriedesign an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Seine Entwürfe waren stilprägend für die Gestaltung der Geräte in der Unterhaltungselektronik und im Haushalt.
Rams Entwürfe haben auch maßgeblich die Gestaltung der Geräte der Fa. Apple beeinflusst. So weist der erste iPod aus dem Jahr 2001 Ähnlichkeit mit dem Transistorradio T3 aus dem Jahr 1958.
Bericht und Bilder von Klaus Schaberg
Am 20.5.2023 brachte uns die S 1 und Straßenbahn 107 problemlos zur Zeche Zollverein im Essener Norden.
1847 gründete Franz Haniel aus Duisburg (der auch GHH Oberhausen, Phönix – heute nur noch der See in Dortmund - uvm. begründete bzw. initiierte) die Gewerkschaft Zeche Zollverein, benannt nach dem Deutschen Zollverein von 1833, der die 1800 Zollgrenzen und 67 Zolltarife nach und nach überflüssig machte und nach Großbritannien und den USA zur drittgrößten Handelsmacht aufstieg. Haniel hat diese Zeche abteufen lassen, da dort nach Durchstoßen der Mergelschicht die Steinkohle gefördert werden konnte, die nach Verkokung geeigneter Rohstoff für die Eisen- und Stahlproduktion war.
Von der Zeche Zollverein und den verschiedenen Kokereien sind nach der Schließung 1986 und dem Verkauf an das Land NRW zahlreiche Gebäude und Anlagen übrig, die nach Umbau zu einem riesigen und eindrucksvollen Standort für Industrietechnik, -struktur und –kultur wurde und in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes einging.
Die Zentrale Förderanlage der Architekten Schupp und Kremmer im Stil der neuen Sachlichkeit um die 1930er Jahre brachte den Titel der modernsten und schönsten Zeche der Welt. Das war auch unser Eindruck, als wir durch das Eingangstor kamen. Direkt rechts war das RedDot Museum. Das Museum ist im ehemaligen Kesselhaus, das von Sir Norman Foster (der mit u.a. dem Reichstagsgebäude und der Gurke in London) umgebaut wurde, untergebracht. Der RotePunkt Preis, heute RedDotAward wird jährlich in verschiedenen Kategorien für gutes Design vergeben. Diese jährlichen sowie besonders eindrucksvolle Gegenstände werden dort gezeigt. Es ist mit 4000 qm und 2000 Exponaten das weltweit Größte seiner Art. Viele Gegenstände können auch angefasst werden, zumindest diejenigen, die nicht unter Rock und Mantel passen.
Der Führer brachte uns allumfassend anschaulich und verständlich in einer Stunde einen sehr guten Einblick in die Geschichte des ReDot Awards, des Gebäudes und anhand einzelner signifikanter Gegenstände die Besonderheiten und Kriterien nahe, die zu einer Prämierung geführt hatten. Dabei ging er auch auf das Thema Bauhaus – Neue Sachlichkeit bis Max Bill ein, welches wir vorher im Hinblick auf unser Bauhaus Symposion und Hans kommenden Vortrag miteinander vereinbart hatten.
Nach unserer Mittagspause im Bistro Schacht XII hatten wir eine weitere Führung in und auf der Kohlenwäsche gebucht. Mit einer der längsten Rolltreppen kamen wir nach ca. 30 Metern auf der ersten Etage an. Herr Weber führte uns launig und sehr engagiert durch die riesige Anlage. Zunächst unendliche Treppen bzw. für Hüft- und Fußkranke Lift brachten uns auf das Dach der Kohlenwäsche. Ein Superausblick nach Hüls, Gelsenkirchen, Schalke und Essen City. Den weiteren Blick ins Niederbergische versperrte der Dunst. Die Kohlenwäsche in diesem Ausmaß wurde nötig, nachdem die Kohle nicht mehr von Hand aus dem Berg gemeißelt wurde, sondern hydraulischen Schrämmaschinen gefördert wurde. Von 1000 Tonnen, die jetzt aus dem Berg geholt wurde, waren 500 Tonnen Berg (also Steine) und 500 Tonnen unterschiedliche Kohle. Von dieser konnte wiederum nur die Hälfte fein herausgewaschen und in der Kokerei zu handlicher Kokskohle verkokt werden. Da, wo früher (und heute nur noch im Grill) Holzkohle gebraucht wurde, kam jetzt Kokskohle im Hüttenwerk zum Einsatz. Eindrucksvoll und mit viel Liebe erklärte Herr Weber alle Schritte dieser Prozedur. Er war selbst in 4. Generation Bergmann auf Zollverein gewesen und das war zu erleben, je länger die Führung dauerte. Sie dauerte auch länger als vorgesehen und war gleichwohl unterhaltsam, informativ, eindrucksvoll und bewegend zugleich.
Das sehr angenehme Abendessen in The Mine bei bestem Service und ausgezeichnetem Essen beendete unseren Aufenthalt. Auch wenn wir den Anschluss in Essen HBF verpassten, weil wir erst einen falsch Ausgang gegangen waren, so kamen wir doch zeitig am Vogelpark und Ohligs Bahnhof an um – immer der Venus nach – den Weg nach Hause zu finden.
Bericht und Bilder von Klaus Schaberg
Für den 4.5.2023 hatte der BGV, also der Bergische Geschichtsverein Solingen, einen Ausflug in Geschichte und Kunst angeboten, den wir gerne angenommen haben. Alexandra Clauberg und Michael Kiekenap führten die mehr als 40 Personen kompetent und souverän durch den Tag.
Bequem mit Wiedenhoff erreichten wir morgens Rhöndorf und den Zennigsweg. Nach 5 Minuten und weiteren knapp 100 Stufen standen wir dann mit unserer Führerin vor dem Eingang des Wohnhauses von Konrad Adenauer. Das die gesamte Anlage durch die Konrad-Adenauer-Stiftung der Familie Adenauer unterhalten wird, konnte man leicht auch daran feststellen, dass der „Alte von Rhöndorf“ während der gesamten Führung einen Heiligenschein auf hatte. Bei der Familie hatte das selbstverständlich mit abgefärbt. Das Haus aus den 30er Jahren und die gesamte Anlage mit Garten, Bocciabahn, Ziegenstall, Memoirenpavillon waren authentisch so belassen, wie es Adenauer bewohnt hat. Ein Zeitdokument der 50er/60er Jahre allemal. Wie jemand wohnt sagt ja einiges über seine Persönlichkeit aus. Und dies konnte man mannigfaltig betrachten und sich ein eigenes Bild machen, jenseits so mancher eingängiger Erklärung. Die Dauerausstellung im Empfangsgebäude am Fuße der Anlage zeigte dann einiges aus dem politischen Leben von Adenauer und seiner Zeit. Eine kurze Fahrt brachte uns zum Mittagessen ins Haus der Geschichte an der Bonner Museumsmeile. Anschließend haben wir die Gelegenheit genutzt, eines der drei Museen individuell zu besichtigen. Einigen von uns hatten es die Sonderausstellung 20er Jahre in der Bundeskunsthalle angetan, andere besuchten das Kunstmuseum Bonn mit einer Sonderausstellung expressionistischer Kunst sowie der Dauerausstellung zeitgenössischer Kunst.
Am frühen Abend waren wir so rechtzeitig zurück, dass auch noch wichtige Termine wahrgenommen werden konnten. Ein lohnender Ausflug allemal.
Liebe ZWAR Kunst & Kultur Freundinnen und Freunde,
Am Dienstag gab Klaus (Admin) einen kurzweiligen professionellen Zusammenschnitt von Fotos unseres Besuchs von Schloss Oberhausen, hervorragend und mit passender Musik unterlegt und als Nachschlag sehr schöne Fotos von Kirchen und Kapellen in Europa. Die Fotos von Oberhausen findet ihr unten im Bericht vom 22.04.2023.
Anschließend betrachteten wir gemeinsam die 28 Meisterwerke von Jan Vermeer , die in der Ausstellung in Amsterdam zu besichtigen waren. Hier der ganze Artikel mit den Bildern.
Vermeer Ausstellung in Amsterdam
Tickets ausverkauft – Hier alle 28 Vermeers! zum Vergrößern der Bilder, diese bitte anklicken
Alle reden von Jan Vermeer. Das Amsterdamer Rijksmuseum hat es geschafft, so viele seiner Werke zu versammeln, wie nie zuvor, doch die Tickets sind schon ausverkauft. Wir aber zeigen die vollständige Schau digital – und lüften Geheimnisse eines der größten Maler der Geschichte.
Marcel Proust lässt seine Romanfigur, den Schriftsteller Bergotte, eine Ausstellung holländischer Malerei in Paris besuchen, wo er Vermeers „Ansicht von Delft“ sieht. Er bewundert ein „kleines gelbes Mauerstück“ auf dem Gemälde, kann es kaum fassen – und stirbt. Proust verarbeitet in dieser Passage der „Recherche“ eine eigene Begegnung mit dem Gemälde, über das er urteilt, es sei „das schönste Gemälde der Welt“, seine „Schönheit genüge sich selbst“.
Diese Anekdote passt zu dem Bild, das sich die Nachwelt vom rätselhaften Johannes „Jan“ Vermeer gemacht hat. 1632 in Delft geboren, verbrachte er dort sein gesamtes Leben, und als er 1675 starb, hatte er ein Œuvre von lediglich rund 50 Gemälden geschaffen – rund zwei Werke im Jahr. Nicht lange nach seinem Tod geriet Vermeer in Vergessenheit. Was ihn seit seiner Wiederentdeckung so faszinierend macht, sind nicht nur seine Bilder, sondern auch die enigmatische also rätselhafte Persönlichkeit, die das Geheimnis seiner Bilder zusätzlich beglaubigt. Kunst und Leben, so will es das Narrativ (die sinnstiftende Erzählung), kommen bei Vermeer zur Deckung.
An diesem Grundverständnis rüttelt die Retrospektive (Rückschau), die das Amsterdamer Rijksmuseum jetzt ausrichtet – und die allerorten als das Großereignis des Kunstjahres gefeiert wird. Es ist überhaupt erst die zweite, allein dem Maler gewidmete Übersicht nach Washington und Den Haag von 1995/96, und sie ist mit 28 der gemeinhin als eigenhändig geltenden 37 Gemälde die umfangreichste.
So vollständig wird wohl nie wieder eine Vermeer-Ausstellung sein. Möglich wurde sie, weil die New Yorker Frick Collection ihr Gebäude renovieren muss und daher ihre drei Vermeers einmalig auf Reisen gehen lässt. Zusammen mit den sieben in den Niederlanden bewahrten Werken war so der Grundstock geschaffen, den Berlin und Dresden erweiterten.
Die Forschung wusste von Vermeer tatsächlich lange nichts. Inzwischen, nach den ausgiebigen Forschungen im Rahmen des Amsterdamer Projekts, ist es etwas mehr als nichts. Aber keine Recherche kann etwas daran ändern, dass „keine Korrespondenz“ von ihm erhalten ist, er „keine Tagebücher hinterlassen hat und keine Dokumente zu seiner Kindheit und Ausbildung gefunden wurden“, wie Co-Kurator Pieter Roelofs in dem fortan als Standardwerk geltenden Amsterdamer Katalog bedauert.
Nichts ist greifbar, was seine künstlerischen Absichten betrifft, und ganz allmählich erst schält sich sein Interesse an Fragen der Optik und Perspektive heraus. Die Technik der Camera obscura war ihm von Delfter Wissenschaftlern geläufig, und womöglich hat er das als Atelier genutzte Zimmer der Familienwohnung zu einer raumgroßen Camera ausgestaltet. Dazu hatte bereits 1997 die Frankfurter Ausstellung der beiden einzigen Gemälde, in denen Vermeer Berufe dargestellt hat, der „Astronom“ und der „Geograf“, bemerkenswertes Material beigesteuert.
Die jetzt mit den avanciertesten (abgehobensten also tollsten) Methoden vorgenommenen Untersuchungen zur Maltechnik haben deutlich gemacht, wie einzigartig Vermeer in seiner Zeit da steht. Er benutzte Pigmente, die kein Zweiter verwendete, und er wusste Farben so aufeinander aufzubauen, dass die damit bezeichneten Stellen im Licht, das er beinahe immer von links in seine Bilder einfallen lässt, ihre eigentümliche Leuchtkraft erhielten. Überhaupt malte Vermeer nicht so sehr beleuchtete Personen und Gegenstände, als vielmehr das Licht selbst – etwas, das als solches unsichtbar ist, aber im Widerschein der Gegenstände sinnlich fassbar wird.
Die Meisterschaft seiner Malweise ist es auch, die beim jüngsten Disput (Streit) über die Authentizität (Echtheit) eines Bildes ins Feld geführt wird. Die National Gallery in Washington stufte die kleine Tafel mit dem „Mädchen mit Flöte“ zu einer Werkstattarbeit herab.
Eine Untersuchung mit neuesten naturwissenschaftlichen Verfahren hatte Grobheiten wie etwa haarfeine Pinselborsten im Farbauftrag zutage gefördert, die nicht zu Vermeers ausgefeilter Maltechnik zu passen scheinen. Interessant ist, dass die National Gallery ein weiteres, ganz ähnliches Gemälde besitzt, das „Mädchen mit rotem Hut“.
Beide Arbeiten sind auf Holz gemalt, nicht auf Leinwand wie die übrigen Werke des Malers. An diesem zweiten Bild hat das Washingtoner Museum keinen Zweifel. Die Amsterdamer Kuratoren indessen sehen beide Bilder als zusammengehörig an und schreiben sie Vermeer zu, der sie als „Versuchsstücke“ für den eigenen Gebrauch gemalt habe, um die auf diesen kleinen Holztafeln erprobten Kompositionen für spätere, sorgfältig ausgeführte Werke zu verwenden, etwa das zeitlich wohl unmittelbar folgende „Mädchen mit dem Perlenohrring“.
Dass es im Übrigen bei Vermeers Werken immer noch handfeste Überraschungen geben kann, hat die 2021 erfolgte Freilegung einer „Cupido“-Darstellung auf dem Dresdner „Brieflesenden Mädchen am offenen Fenster“ gezeigt. Vermeer hatte das anspielungsreiche Gemälde auf der Zimmerwand hinter dem Mädchen dargestellt.
Später verschwand es jedoch unter einer Übermalung von fremder Hand. In Dresden musste man sich an ein „neues“ Gemälde gewöhnen. Derlei fällt nicht leicht. Immerhin sind einige seiner Bilder zu millionenfachen Postkarten geworden, das „Milchmädchen“ etwa oder die „Briefleserin in Blau“. Die Amsterdamer Ausstellung, die die Bilder thematisch zu ordnen versucht, lässt erkennen, wie eng umgrenzt der Motivbereich ist, aus dem Vermeer sich bedient hat, dabei jedoch jede einzelne Komposition neu und anders fassend.
Ein chronologischer Aufbau hätte deutlicher gezeigt, dass Vermeer zwischen einfachen und komplexen Bildideen springen konnte, wie übrigens auch in den Formaten. Die „Ansicht von Delft“ als Stadtvedute, von der Proust so überwältigt war, ist mit 96 auf 116 Zentimetern schon eines der größten Formate der Ausstellung. Ganz kleine Bilder hat Vermeer gleichfalls gemalt, so das letzte der bekannten Werke, die „Junge Frau am Virginal (Kleinform des Cembalos) sitzend“ von 1672, nur 25 mal 20 Zentimeter klein.
Es geschieht wenig auf den Bildern. Andeutungsweise sind Geschichten zu erkennen, zumeist in den Szenen, in denen junge Frauen Briefe erhalten, lesen oder verfassen. Der Maler, und da kommt wieder die Camera obscura ins Spiel, ist der stille Beobachter in den stets aufgeräumten, mit Kostbarkeiten wie den orientalischen Teppichen ausgestatteten Räumen, durch deren kunstvoll bleiverglaste Fenster ein Licht wie von tief stehender Sonne dringt. Manche Fenster sind geöffnet und stellen den Bezug zur Außenwelt dar, andere nicht, bezeichnenderweise auch nicht die der beiden Wissenschaftler, die die Welt, mit der sie sich doch befassen, ganz in ihrem Intellekt (also Verstand, Bewusstsein, Geist), ihren Globen und Landkarten umfangen.
Wie es Vermeer gelingt, seine stillen Welten so suggestiv darzubieten und das Ereignisarme so sehr zum Ereignis zu machen, lässt sich in Amsterdam im Vergleich der jeweils auf großen Abstand gehängten Bilder deutlicher erkennen als je zuvor. Die dunstig verwischten Partien, die einzelne, messerscharf gezeichnete Gegenstände umso deutlicher hervortreten lassen, die sorgsam gesetzten Glanzpunkte, der zugleich betonte und zurückgenommene Hell-Dunkel-Kontrast, das sind Stilelemente, die der Künstler ein Leben lang einsetzte.
Gegen Ende seines allzu kurzen Lebens überrascht der Maler mit der „Allegorie des katholischen Glaubens“. Co-Kurator Gregor Weber legt in einem gesonderten Buch seine Forschungen zur Nähe des ursprünglich protestantischen Malers zu den Jesuiten vor, nachdem Vermeer eine Frau aus erzkatholischer Familie geheiratet hatte.
Das Miteinander der Konfessionen im überschaubaren Delft war alles andere als frei von Spannungen, und Vermeer, der seine Laufbahn mit Versuchen im christlichen Historienbild begann, fand zu dieser Thematik spät noch einmal bekenntnishaft zurück. Es ist jedoch nicht die einzige allegorische Darstellung im Gesamtwerk. In Amsterdam fehlt die zweite: die mit verschiedenen Bedeutungsebenen spielende „Kunst der Malerei“ von 1668 als Ausdruck seines künstlerischen Selbstverständnisses. Sie mochte das Kunsthistorische Museum Wien als zu fragil leider nicht ausleihen.
28 Bilder sind also in Amsterdam zu sehen, verteilt auf zehn Säle und entsprechend luftig gehängt. 150.000 Tickets wurden schon vor der Eröffnung verkauft, Hunderttausende Besucher werden kommen. Das Geheimnis Vermeers wird bleiben. Die Faszination seiner Bilder, so viel mehr jetzt über sie bekannt ist, nicht minder. Sie sind tatsächlich von einer Schönheit, die sich selbst genügt.
Vermeer. Die größte Werkschau aller Zeiten. Bis zum 4. Juni 2023 im Rijksmuseum in Amsterdam.
Den Abschluss bildete eine kleine Betrachtung von Windmühlen &Tulpenfeldern. Zunächst gab es dazu verschiedene Interpretationen von Monet aus den 1860er Jahren. Demgegenüber waren Fotos von Windmühlen modernerer Bauart mit ähnlichen Tulpenfeldern gestellt. Die Windmühlen in Zaandam und die Windmühle am Kanal von heute sind ebenfalls bedenkenswert. Der Vergleich war eine schöne Anregung hinsichtlich der Diskussion über Windräder, die einmal nicht das Korn mahlen sondern nun Strom produzieren sollen. Wenn das dann in eine Kooperative geschieht und die Anrainer daran verdienen, möchte eher jeder Dritte so‘n Ding haben. Hier einige Fotos und der dazugehörige Bericht aus der Zeitung.
Monet Tulpen und Windmühlen
Gelungene Landschaftsmalerei (oder auch- Dichtung) ist deshalb nicht einfach ein zeitloses Idyll, das Industrieschlote, Kanalbauten, Schleusen, Zechen ausblendet, sondern sie lässt all das zum Teil der Landschaft werden. Man denke an William Turners Gemälde „Rain, Steam, Speed – The Great Western Railway“, das geradezu eine Ikone des modernen Zeitalters ist. Oder an Vincent van Goghs „Brücke von Arles“. Dass der industrielle Fortschritt von gestern den Nachgeborenen als Idylle von heute erscheint, zeigen viele Beispiele, von den Windmühlen und Schleusen bis zu den Zechentürmen im Ruhrgebiet. Auch die klassisch gewordenen Schwarzweiß-Fotografien stillgelegter Industrieanlagen von Ernst und Hilla Becher lassen sich als Landschaftsbilder lesen.
Am historischen Beginn der Landschaft steht die Entzweiung von der Natur. Diese Entzweiung hat uns am Ende des fossilen Zeitalters in eine Lage gebracht, in der wir gezwungen sind, mit riesigen Windparks der Zerstörung Einhalt zu gebieten. Ästhetik reicht als Rettendes nicht mehr. Es mag unseren gewohnten Blick irritieren, vielleicht auch die tröstliche Idylle zerstören, in der sich Outdoor-Fans und Stadtmüde immer noch illusionär einrichten konnten: im Trugbild einer unberührten, in Harmonie mit dem Menschen ewig existierenden Natur. Doch im Begriff der Landschaft steckte immer schon der Urwiderspruch, dass der Mensch nur jene Natur genießt, die er sich zugleich untertan macht.
Bericht von Klaus, ZWAR-Gruppe Kunst & Kultur
Bilder von Klaus, ZWAR-Gruppe Fotografieren
Sechs bunte Negerlein reichten aus um Barbara Klemm in schwarz-weiß hochleben zu lassen und einen rundum interessanten und vorallem auch abwechslungsreichen und fröhlichen Tag zu erleben.
Nur noch vier ZWAR Kunst-Kultur-Menschen verstärkt mit zwei ZWAR Fotografen machten sich am Samstag mit der nicht mehr streikenden, dafür halbwegs pünktlichen Bahn auf zum Schloss Oberhausen. Bilder zum Vergrößern bitte anklicken
Das Schloss selbst geht zurück auf einen Rittersitz aus dem 12./13. Jahrhundert. Zunächst als Wasserburg an der Emscher, dann nach Zerstörung neu 1803 als klassizistisches Herrenhaus errichtet und mit großem in englischem Stil von Maximilian Weyhe (das ist der vom Düsseldorfer Hofgarten) konzipierten Garten umgeben, bietet es heute mehrere Museen (u.a. Comic, Ludwig), Restaurant Kaisergarten, erste Holocaust Gedenkstätte, kostenfreiem Tierpark, Skulpturenpark, die außergewöhnliche „Slinky springs to fame“ Brücke (so was wie Sprungfeder-Matratzen Brücke) über den Rhein-Herne Kanal, die renaturierte Emscher sowie Freizeit, Spiel und Sporteinrichtungen. Die Nähe zu Gasometer und Centro ist eine weitere Option dort einen schönen Tag zu verbringen.
Da für den späten Nachmittag leichter Regen angesagt war, nahmen wir einen früheren Zug und schauten uns in der Anlage um das Schloss und im Tiergarten um. Vom Wollschwein über Schafe, Ziegen und Dammwildkühe bis zu Gänsen, Enten waren viele Spezies zu sehen, andere hatten sich eher wegen des Andrangs der Besucher wohl versteckt. Interessant war, dass man auch einige offensichtlich holländische Besucher hören konnte, also abgesehen von dem Solinger Singsang.
Um 15.00 Uhr trafen wir dann unsere junge aber sehr kompetente Führerin für die Sonderausstellung „Barbara Klemm, schwarz-weiß ist Farbe genug" ~ Fotografien von 1967-2019.
Barbara Klemm hatte sich durchgesetzt als langjährige Fotografin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zu Beginn sahen wir Zeitzeugnisse aus Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre, die bereits eine umwerfende Qualität gepaart mit analytischer Fokussierung auf die Personen, in Verbindung mit dem entsprechenden Ereignis, zeigten. Der damals unbekannte Joschka saß bereits machohaft auf einer Leiter, die Hände in den Hosentaschen und betrachtete sich sein Publikum, das er rhetorisch in naher Zukunft einfangen würde. Eine Etage später konnten wir den selben Joschka in edlem Zwirn als Außenminister unter einem von Andy Warhol gefertigtem Portrait von Willy Brandt sehen, einem der wenigen Fotos, bei der die Fotografin dieses Arrangement so angeregt hatte. Die Pose des Hans Filbinger auf dem Foto verstand unsere Altersgruppe selbstverständlich als in besonderem Maße scheinheilig. Dazu muss man eben dessen Geschichte und Geschichten in Erinnerung haben. Anfänglich waren wir so gefangen in unseren Erinnerungen dieser aufregenden Zeit, in der wir eben mehr oder weniger jung waren, dass die „arme“ Führerin kaum Gelegenheit hatte, uns die Qualität und die Hintergründe der Anfertigung dieser Fotografien näher zu bringen.
Aber dann folgten wir willig, aber zeitweise nicht minder laut dieser Fülle von Eindrücken, Geschichten, die Barbara Klemm abgelichtet hatte. Portraits bedeutender Persönlichkeiten dieser Zeit, Künstler, Politiker, einfache Menschen in aller Welt, Kinder im Museum, Bauern auf dem Feld, die in den 80er Jahren so aussahen, als ob sie im 18./19 Jahrhundert tätig wären, Fotos des Mauerfalls, des Umbruchs in der DDR, in Russland. Es war atemberaubend und ein wirklich beeindruckendes nachhaltiges Erlebnis, diese Sonderausstellung gesehen zu haben.
Bei zunächst leichtem Regen, der im Verlauf aber schnell nachließ, überquerten wir die gepolsterte und schwingende Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. Leider waren die Pfade beiderseits des Kanals zum Centro gesperrt, weshalb wir die Umleitung nehmen mussten, wo wir Hunderten von 55 Kilometer-Mammutwanderen auf ihren letzten Kilometern begegneten. Christine war derart beeindruckt von dem Abgehärmten, dass sie nur per Taxi den Rest zurücklegen konnte, sodass sich die Ausflugsgruppe dann im Neon im Centro zu bester griechischer Speise bei einem fröhlichen und unterhaltsamen Abend wieder trafen. Schwer mit den Schätzen neuer Eindrücke und Erkenntnissen über die Besonderheiten von Menschen beladen, erreichten wir vor Mitternacht Ohligs. Klausens Bilder aus der Foto-Gruppe geben einen selektiven Eindruck des schönen Tages.
Herzliche Grüße, Klaus, Kunst & Kultur
Vorbemerkungen zum Referat musikalischer Expressionismus
Bericht von Klaus Jakobi
Ich habe mich diesem Thema angenommen, weil ich während meines Musikstudiums an der Robert-Schumann-Musikhochschule mit diesen Inhalten befasst war.
Aber ich möchte Sie gleich warnen, es ist keine einfache Kost, teils wirklich schwer verdaulich, diese Musik des Expressionismus. Hier begann, was man heute unter dem Sammelbegriff „Neue Musik“ versteht und das bis zu Karlheinz Stockhausen führte.
Diese Musik hat auch nie die Popularität erreicht, die die meist farbenprächtigen Bilder des Expressionismus erreicht haben, die als Kunstdrucke, besonders in den 60 iger und 70 iger Jahren meiner Wahrnehmung nach eine weite Verbreitung fanden. Daher kennt man auch diese Bilder von Franz Marc bis Wassily Kandinsky , zumindest denkt man oft: Ja, schon mal gesehen.
Auf den Spielplänen der Orchester, sind Werke, z.B. von Arnold Schönberg, wesentlich weniger zu finden, als die nach wie vor beliebteren barocken, klassischen und romantischen Musikarten.
Die atonale Musik hat nie diese Popularität erreicht.
Als musikalische Untermalung zu psychodramatischen Filmen und Krimis wird der Sound dieser Musik durchaus eingesetzt. Man denke nur an den Film „Psycho“ von Alfred Hitchcock, wie da die bekannte Mordszene des psychopathischen Hauptdarstellers von einem extrem spannungsreichen, ja schrillen Orchestersound unterlegt wird, ohne den diese Dramatik auch nur schwerlich erreicht würde.
Das, was die Grundverstrickungen der menschlichen Existenz an Dissonantem hervorbringen können, das wurde von den Komponisten des Expressionismus, jedenfalls in der sogenannten „Ernsten Musik“, ab einem gewissen Punkt in der Musik auch umgesetzt. In der Literatur war das schon früher der Fall, wenn nicht gar von Anfang an.
Die Musik zum Film "Psycho" findet ihr unter diesem Link
Expressionismus Musik und Ballett
Die expressionistische Musik, wird häufig in drei Phasen gegliedert.
Der frühe Expressionismus beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die Komponisten: Igor Strawinsky, Arnold Schönberg, Charles Ives, Paul Hindemith, Sergei Prokofjew, Arthur Honegger.
Hochexpressionismus, von 1907 bis etwa 1912
Komponisten: Schönberg und seine Schüler Anton Webern und Alban Berg bilden zusammen die „Wiener Schule“.
Der späte Expressionismus ab 1914,
gipfelt in der Kompositionstechnik der Zwölftonmusik, auch Dodekaphonie genannt, von Arnold Schönberg um 1921, die von seinen Schülern der „Wiener Schule“ noch erweitert wird.
Während viele Komponisten des frühen Expressionismus diesen nicht weiter verfolgten, bleiben Schönberg und seine Schüler diesem Kompositionsstil treu. (Wiener Schule)
Hatten schon die Komponisten des Impressionismus die traditionellen Formen, wie z.B. die symphonische Form oder die Sonatenhauptsatzform, die eine weitgehend verbindliche Gliederung bereitstellten, sowie die harmonischen Regeln der traditionellen Harmonielehre aufgelöst, geht der musikalische Expressionismus weit darüber hinaus. Vieles wird ins Extreme übersteigert.
Zu den Charakteristika dieser musikalischen Epoche gehören: Extreme Lautstärkenunterschiede, zerklüftete Melodien mit weiten Sprüngen, häufige Taktwechsel, starke Rhythmik. Am bedeutendsten aber ist die „Emanzipation der Dissonanz“ (schräge Töne), teils „Unklänge“ außerhalb der Intervalle von Dur und Moll.
Das tonale System wurde weitgehend nach und nach zur Atonalität erweitert, zunächst völlig frei und regellos.
(Foto von Arnold Schönberg) Als bedeutendster Vertreter des Expressionismus gilt Arnold Schönberg, der nach einer Zeit des Experimentierens, wie es auch andere Komponisten praktizierten, eine neue Gesetzmäßigkeit in der Zwölftonkompositionstechnik festlegte, die für einige Komponisten zur Grundlage der danach folgenden atonalen kompositionsweise wurde.
Der musikalische Expressionismus ist eine Kunstrichtung etwa zwischen 1905 und 1925. Auf die Musik angewendet, wurde der Begriff zuerst um 1918. Es entstand natürlich auch danach expressionistische Musik, aber das wesentliche ist in diesem Zeitraum geschehen.
Der Expressionismus insgesamt galt als das komplexeste Geschehen der bisherigen Kunstgeschichte, das sich überwiegend im deutschsprachigen Raum entwickelte, wenn das vom frühen Expressionismus wohl nicht gesagt werden kann.
Während der musikalische Impressionismus oft die Wahrnehmung der äußeren Erscheinungen der Dinge abbildet, naturhaftes wie Wolken ziehen, atmosphärisches der Natur in musikalische Bewegung umsetzt, wie auch z.B. in der sinfonischen Dichtung „La Mer“ von Debussy und einen Widerhall der Natur in uns auslösen kann, formuliert der musikalische Expressionismus, die Seelenregungen des Menschen selbst.
Eher extremere psychische Zustände werden musikalisch ausgedrückt. Deshalb sieht Theodor Adorno diese Kunstrichtung nahe der Psychoanalyse und als Ausdruck der Angst, wie es in der Malerei von Edward Munch in den vier Gemälden mit dem Titel „Der Schrei“ dargestellt wird und von einigen Kunsthistorikern als Beginn des Expressionismus gewertet wird.
Historisch begründet wird diese Entwicklung mit der schon im 19. Jahrhundert beginnenden Industriealisierung, mit den entsprechenden Arbeitsbedingungen, sowie der Verstädterung und der damit verbundene beginnende Zerstörung der Natur, Armut und Arbeitslosigkeit, sowie die politischen Unruhen, insbesondere die ständigen Machtwechsel, letzteres besonders in Deutschland. Es gab den Übergang des Kaiserreiches, welches im Ersten Weltkrieg, der 17 Millionen Todesopfer zählte, sein Ende fand und zur Weimarer Republik wurde. Es war in jeder Hinsicht eine Krisenzeit, mit verschiedenartigen Epidemien, wie Cholera, Polio, sowie die „Spanische Grippe“, die bis zu 50 Millionen Todesopfer forderte. Der Untergang der bis dahin als unsinkbar geglaubten Titanic wurde zum Symbol für die pessimistischen Untergangsszenarien jener Zeit.
Am Beispiel von Igor Strawinsky und Arnold Schönberg, zeige ich den schrittweisen Übergang von einer noch von der Spätromantik und des Impressionismus beeinflussten Musik zur expressionistischen Musik auf.
Igor Strawinsky war ein russischer Komponist und Dirigent mit französischer und amerikanischer Staatsbürgerschaft. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Musik und komponierte zunächst ebenfalls in spätromantisch- impressionistischer Tradition. Nach den beiden vom Publikum mit Begeisterung aufgenommenen Balletmusiken „Feuervogel“ und „Pietruschka“ komponiert für das von Sergei Djagilew geleitete „Ballets Russes“, folgte die Balletmusik“ Le sacre du printemps“, das als erstes expressionistisches Musikwerk gilt.
Eine Skandalaufführung, in der auch das Ballett in bisher nicht vorstellbarer Weise agierte.
Am Ende der Veranstaltung registrierte die Polizei 27 Verletzte unter den Zuschauern und Zuschauerinnen. Der Expressionismus schockierte das Publikum.
Musikalische Beispiele aus dem "Feuervogel" unter diesem Link
Musikalische Beispiele aus dem Ballet "Pietruschka" unter diesem Link
Erklärung zum Ballett und zum Theaterskandal unter diesem Link
Originalchoreographie von Vaslav Nijinsky von 1913 unter diesem Link
Arnold Schönberg war ein österreichischer Komponist, Musiktheoretiker, Kompositionslehrer, Maler, Dichter und Erfinder, Er stammte aus einer jüdischen Familie, emigrierte 1933 in die USA und nahm 1943 die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten an.
In seiner Komposition „Verklärte Nacht“, aus dem Jahr 1899, die noch von der spätromantischen Musik eines Brahms und Wagner inspiriert war, entwickelte er seine Musik weiter bis hin zur freien Atonalität und ab etwa 1921 komponierte er nur noch in der von ihm entwickelten Zwölftonkompositionsweise.
Es gab ebenfalls 1913 bei einer Aufführung seiner Musik, wie bei Strawinsky, ebenfalls einen Skandal, der als „Watschenkonzert“ in die Musikgeschichte einging.
Musikalische Beispiele: Zuerst also „Verklärte Nacht“ unter diesem Link
Zwölftonkomposition Musikbeispiel Klavierstück op. 25 Musette unter diesem Link
mit musikalischen Grüßen, Klaus Jakobi
Die Staufer und ihre Zeit
Es ist die Zeit von ca. 1070 bis 1270 in Europa und Nahost. Die Zeit des so genannten Hohen Mittelalters, Blütezeit des Rittertums – Reichsadel, Landstand - niederer Adel, unfreie Ritter, Ministeriale, Edelknappe, Edelknechte, Schildträger, 90 % der Ritterschaft – vor und nach Schlachten bis zu 1000 Ritter, neu - Roland – weiblich ritterlich.
Damit verbunden das vielschichtigen Lehnswesens (Investitur), des Minnesangs (Walter v. d. Vogelweide, Wolkenstein, Eschenbach, Tannhäuser, Wilhelm IX v Aquitanien), der Warmzeit und des Bevölkerungs-Wachstums (2-3fach).
Einher gingen Städtegründungen, Fortschritte in Landwirtschaft (u.a. 3 Felder-Wirtschaft), Technik, Schiffbau (Kogge) und Wissenschaft, Pilger- und Entdeckungsreisen, Handel, Araber, Moslems, Indien, China.
Austausch brachten neue Erkenntnisse und Wissen, altes griechisch-römische wurden wiederentdeckt.
Es war die Zeit der Kreuzzüge und vieler gesellschaftlicher und politischer Umwälzungen.
Sowohl als auch statt nur: Universität/ Kloster, Recht/Brauch, Institution/Personalregiment, Landfriede/Fehde.
Leben von Bauern/Bürgern Badekultur, Fleischverbrauch, gute Ernte, Bildung.
200 Jahre einer Entwicklung in Europa, die umwälzend war, wie evtl. die Zeiten von 1400-1600, 1600-1800 oder ca.1800-bis heute.
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Das Gebiet, das heute Deutschland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Lothringen, Elsass, Schweiz, Österreich, Burgund und Norditalien ausmacht, bezeichnete sich selbst als „Sacrum Imperium“ (1157) und „Sacrum Romanum Imperium“ (1184) und verstand sich als „Renovatio Imperii Romanorum“. Vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war da keine Rede. Aber auch um 1500 war es weder heilig, noch römisch, gar Deutsch und eine Nation war es erst recht nicht. Eine halbwegs deutsche Nation gab es allenfalls ab 1871.
Im Norden saßen die Welfen und noch weiter oben die Dänen (mit Schonen, Norwegen, zunächst auch England), im Osten Polen zunächst als dänischer Vasall, durch Erbrecht Aufsplitterung Polens, durch Migration aus Flandern und Deutschland mit Unterstützung der Welfen, der Kirche und auf Einladung der polnischen Fürsten immer schwächer und unbedeutend werdend, Lieferant von Holz, Pelz und Sklaven. Barbarossa kommt im Kampf untereinander zu Hilfe (vergibt Lehen), Abwehr des Mongolensturms, weiterer Zerfall. England wird den Angelsachsen und Dänen (Knut d. Große, Enkel Harold Norwegen) 1066 von William Bastard/Conquerer Wikinger/Normanne abgenommen.
Frankreich besteht zunächst nur aus Ile de France, später Champagne, Blois, Anjou. Das angevinische Reich (Heinrich II Eleonore von Aquitanien, Söhne Richard und John), Ludwig IX mutiert nach dem Tod Friedrich II mit Hilfe des Papstes zum mächtigsten Herrscher Europas. Der zentralistische Flächenstaat Frankreich entsteht erst danach. Spanien wird beherrscht vom Kalifat von Cordoba, im Norden von Leon, Aragon, Kastilien, Navarra (Reconqista beginnt, endet 1492) und Portugal (auf dem Weg im Kreuzzug helfen Grafen von Berg dem Gens – Geschlecht Braganca die neue Macht zu erhalten).
Im Süden Reichsitaliens lag das Patrimon Petrii, der Kirchenstaat, mit dem Hzgt Spoleto und Ravenna, darunter das sizilianisch/apulisch/kalabrische Normannenreich derer von Hauteville, das diese teilweise den Arabern (Sizilien) abnahmen und teilweise als Lehen aus den Händen des Papstes empfingen, nachdem der Ottone Heinrich II Byzanz und die Araber vertrieben hat . Die Ehe mit der Tochter Roger II. mit Staufer Heinrich VI brachte den Staufern die Königskrone Siziliens.
Das Römische Reich = Ostrom = Byzanz verstand sich als wahres Römisches Reich. Es wurde von Seldschuken bedrängt, aber auch von Robert Guiscard (Bruder von Roger I) sowie auch auf dem Balkan, die üblichen Pilgerfahrten zur Buße gegen Sünden wurden erschwert, der Papst sann auf Vereinigung der Kirche unter seiner Führung, die italienischen Städte auf Handelsniederlassungen, die Fürsten, besonders die Zweitgeborenen, nach neuer Macht Länder und Reichtum (so wie z.B. die Normannen).Der Kreuzzug versprach eine Win-Win Situation für die europäischen Ritter wie für die Kurie, insbesondere wenn man in Byzanz zwecks Plünderung halt machte, siehe 4. Kreuzzug 1204 Doge Dandolo lateinisches Kaiserreich bis 1261. Rückeroberung (durch Byzantiner aus Nicäa).
Ob Alexios I Komnenos von Byzanz wirklich um Hilfe gerufen hat, ist heute hoch umstritten, da ihm die Begehrlichkeiten wohl bekannt waren.
Die Situation um 1050 ff:
Die Fürsten wollen die Macht des Königs beschneiden, die neuen Städte und die reich gewordenen Städte Norditaliens sinnen auf Unabhängigkeit, der Papst sieht sich als wahren Kaiser, dem der „deutsche“ König Treue zu schwören, die Macht als Lehen empfangen kann und als Vasall bei der Investitur zu schwören hat, nur durch die Gnade des Papstes. Damit einher geht, dass der Papst eben auch die Lehen an die Bischöfe vergibt. Heinrich IV. Sieht sich im Streit mit allen. Erst im Konkordat von Worms mit Sohn Heinrich V wird durch Kompromiss der Streit halbwegs beendet.
Die Anfänge der Staufer an der Spitze des Reichs
Im Osten der Schwäbischen Alb begann die Geschichte der mächtigsten Dynastie des Hochmittelalters. Stammvater der Staufer war Graf Friedrich von Büren, der das Wäscherschloss errichtete, das als Wiege der Staufer gilt.
Ihren Wohlstand und politischen Aufstieg hatten die ersten Staufer ihren Frauen zu verdanken. Friedrich von Büren war mit einer reichen Grafentochter aus dem Elsass verheiratet: Hildegard von Egisheim (u.a. Hagenau - der Lieblingsaufenthalt Friedrich II in Deutschland). Sie brachte so viel Geld mit in die Ehe, dass der Bau einer Burg aus Stein - das Wäscherschloss - erst möglich wurde. Doch erst dem Sohn des Grafenpaares, der auch Friedrich hieß, gelang der eigentliche Aufstieg.Er war ein treuer Gefolgsmann des Kaisers Heinrich IV. und begleitete ihn 1077 auf seinem Gang nach Canossa. Mathilde von Canossa – von Tuszien – reiche Gebiete, Erbansprüche usw. Friedrich war einer der wenigen, die ausharrten, als der Kaiser „barfuß im Schnee“ vor dem Papst Abbitte leistete um vom Papst gezwungenermaßen von seinem Kirchenbann freigesprochen zu werden. Die Interpretation von Bismarck (nach Canossa gehen wir nicht – zu Reichskonkordat) war rein zweckgebunden, hält sich aber auch in Büchern nach wie vor.
Als Dank für seine Treue erhielt Friedrich die Kaisertochter Agnes zur Frau. Außerdem wurde er in den Rang eines Herzogs erhoben.
Der neue Gefolgsmann des Kaisers brauchte schließlich einen neuen repräsentativen Rahmen. Das Wäscherschloss war zu eng geworden. Auf dem nahegelegenen Berg baute er die Burg Hohenstaufen, die dem Geschlecht seinen Namen geben sollte.
Konrad III. - Erfolgloser Steigbügelhalter für seinen Neffen
Durch die Heirat des Herzogs Friedrich I.(Großvater Friedrich Barbarossas) mit Agnes, der Tochter des salischen Kaisers, kam also ersehntes königliches Blut in die Familie. Daraus wurde der Anspruch auf die Königswürde abgeleitet. Der gemeinsame Sohn Konrad eroberte immer mehr salische Ämter. Die Ländereien der beiden Adelsgeschlechter verschmolzen Schritt für Schritt miteinander und so konnte sich die Machtbasis der Staufer immer weiter ausdehnen.
Als der letzte Salierkaiser starb, wurde zuerst der Sachse Lothar von Supplinburg zum König gewählt. Aber Konrad strebte mit allen Mitteln nach der Königswürde. Durch einen Staatsstreich kam er schließlich 1138 ans Ziel. (Friedrich Barbarossa war da 16 Jahre) Voraus ging 1132 seine Wahl zum Gegenkönig, sein Kampf gegen Lothar, seine Niederlage, sein anschließendes Engagement für Lothar und seine Geschicklichkeit gegenüber seinem Widersacher, dem Herzog Heinrich dem Stolzen (Welfe und Schwiegersohn Lothars, Vater Heinrich des Löwen, Herzog von Bayern, Sachsen und Tuszien, Eigenbesitz in Schwaben, Bayern, Sachsen und Italien – von Dänemark bis Italien), der sich bereits als zukünftiger König und Kaiser sah. Albero Erzbischof von Trier versuchte die anderen Fürsten des Reiches von der Wahl Konrads zu überzeugen. Er schrieb viele Briefe, und schließlich verließen riesige Wagenladungen Moselweins Trier. Die Weinfässer gelangten zu zahlreichen Fürsten des Landes. Unter den deutschen Fürsten regten sich seit dieser "Überzeugungsarbeit" keine Widerstände mehr gegen Konrad III. Heinrich, der die Reichsinsignien von Lothar erhalten hatte, händigte diese ohne Widerstand an Konrad aus. Beim Hoftag von Würzburg im gleichen Jahr wurden Heinrich die Herzogswürde von Sachsen und in Goslar von Bayern aberkannt. Das hieß aber nicht, dass er die nicht durch kriegerische Auseinandersetzung gegen die Sieger wieder abnehmen konnte, was auch erfolgte. Im Streit um Bayern unterstützte der spätere Friedrich Barbarossa seinen Onkel Welf VI (Welfe) und nicht seinen Onkel Konrad III, den König. Der Vorgang widerlegt die Theorie des staufisch-welfischen Gegensatzes.
Vierzehn Jahre lang regierte er als deutscher König. Den Misserfolg im 2. Kreuzzug lastete man ihm an. Seine Söhne waren noch zu jung um in seine Fußstapfen zu treten, Konrad III. sah wohl auch aus Familiensinn in seinem Neffen Barbarossa den geeigneten Thronkandidaten.
Friedrich I., genannt Barbarossa – „Meine Ehre ist die Ehre des Reichs“
Nach dem Tod seines Onkels Konrad III. wurde Friedrich I., genannt Barbarossa, 1152 in Frankfurt eher handstreichartig (unter Missachtung der Position des Erzbischofs von Mainz) zum König gewählt. Der damals 30-Jährige war von der Idee des Kaisertums fasziniert. Unter seiner Führung sollte die Kaiserwürde neuen Glanz erhalten. Getragen wurde die Idee von einer Gruppe junger Männer wie etwa Heinrich dem Löwen. Nun ja, es gab auch den Wunsch der Fürsten, dass endlich wieder Gesetz und Ordnung gelten, was unter Konrad arg gelitten hatte. Auch versprach Barbarossa mehr Wohlstand, gab Heinrich dem Löwen die Herzogswürde von Bayern, das damit wieder in welfischem Besitz ging, weiterhin war seine Mutter Judith eine Welfin, für die restliche Zustimmung half Geld. Das Versprechen Primus Interpares zu sein, taten ein übriges. Barbarossa begann sofort Lehen und Kronbesitz wieder herzustellen, das Konkordat von Worms bestätigte er, jedoch, anders als Konrad, beharrte er auf seiner von Gott übertragenen Königswürde, eben nicht durch den Papst ernannt. Auch konnten seitdem nur noch diejenigen Bischöfe und Äbte in seinem Einflussgebiet werden, die sich seiner Gunst erfreuten. Eine recht freie Interpretation des Wormser Konkordats.
Die Situation war die, dass im Norden und Osten Heinrich der Löwe das Sagen hatte, im Westen Frankreich, was blieb war der Süden, Reichsitalien, die reichen lombardischen Städte, nicht zuletzt durch die Kreuzzüge reicher geworden. Da war also Geld und Machtvermehrung zu holen. Also auf nach Italien.
Um seine kaiserlichen Ansprüche in Italien durchzusetzen, zog Friedrich Barbarossa immer wieder mit mehr oder minder großen Armeen über die Alpen. Mit der Macht des Schwertes, mit Verhandlungen, Diplomatie, durch Koalitionen und gegeneinander ausspielen der Städte, durch die Anrufung der Rechtsgelehrten in Bologna, mit Erpressung, also mit allen Mitteln versuchte er die lombardischen Städte gefügig zu machen. Allerdings mit wechselndem Erfolg. Am Ende musste er sich dem Papst unterwerfen.
Friedrich I. Barbarossa, so wollte man ihn im 19. Jahrhundert sehen
Nördlich der Alpen konnte Barbarossa seine Macht immer weiter ausbauen. Er festigte das Lehnssystem, baute Burgen, stärkte das Geldwesen, und unter seiner Ägide florierte die höfische Kultur.
Auf dem Pfingsthoffest 1184 in Mainz, einem der größten Feste des Mittelalters, ließ er seine beiden Söhne Heinrich und Friedrich zu Rittern schlagen. Wenn die Berichte darüber nur halbwegs stimmen, muss es eine Riesenorgie gewesen sein. Damit demonstrierte er im Beisein der adligen Reichselite den Machtanspruch seines Hauses. Ein nächster Kreuzzug sollte Kaiser Friedrich Barbarossa im Ausland wieder zu mehr Glanz verhelfen. Er war schon weit über 60, als er sich an die Spitze der Kreuzfahrer begab.
Von Regensburg brach er ins Heilige Land auf. Die mächtigsten Herrscher Europas , Philipp von Frankreich und Richard (Löwenherz) folgten ihm. Doch die Reise endete tragisch. 1190, bei einem Bad in dem anatolischen Fluss Saleph, ertrank Kaiser Barbarossa. Wo sein Leichnam begraben liegt, gibt Historikern immer noch Rätsel auf.
Im Kyffhäuser in jedem Fall nicht. Heinrich VI. - Heirat brachte Ruhm, Kampf und zuletzt Untergang der Staufer und der normannischen Herrschaft in Unteritalien und Sizilien. Obwohl der zweitälteste Sohn Barbarossas nur sechs Jahre lang römisch-deutscher Kaiser war, gelang ihm die Ausdehnung des Reiches nach Sizilien. Wieder einmal verhalf dem Staufer dazu eine kluge Heiratspolitik. Heinrichs Frau Konstanze erbte das Normannenreich in Sizilien und Süditalien. Doch ganz automatisch fiel Heinrich VI. das Erbe nicht in den Schoß. Erst gegen Widerstände der normannischen Adeligen in Sizilien, Kalabrien und Apulien konnte Heinrich VI. dort seine Macht behaupten. Er musste sich in erbitterten Kämpfen gegen Tankred behaupten, der von den mächtigen Baronen Apuliens zum König von Sizilien gewählt worden war. Erst als Tankred und sein ältester Sohn starben, hatte Heinrich VI. freie Bahn auf Sizilien.
Die Auseinandersetzungen mit den apulischen Adligen finanzierte er aus der Lösegeldsumme, die ihm die Gefangennahme des englischen Königs Richard Löwenherz auf Burg Trifels eingebracht hatte. Auf dem Rückweg aus dem Heiligen Land wurde dieser vom österreichischen Herzog Leopold festgesetzt und mithilfe des deutschen Kaisers gefangen gehalten.
30 Tonnen Silber ließen sich die englischen Untertanen die Befreiung ihres Königs kosten. Erst dieses Geld sicherte Heinrich VI. die Festigung seiner Macht auf Sizilien. Als Kaiser Heinrich VI. starb, war sein einziger Sohn und Erbe Friedrich gerade mal vier Jahre alt.
Friedrich II. „Chind von Pülle“ „Stupor mundi“ „Antichrist“ „Friedensfürst“
Friedrich, geboren in Jesi von seiner 40 jährigen Mutter Constanze wuchs ab dem 4. Lebensjahr in Palermo wohl in der Obhut normannisch-staufischer Adeliger – angeblich relativ frei, aber unter der Vormundschaft Papst Innozenz III. sowie Walter von Pagliari, Kanzler des Königreichs Sizilien - auf. Er hatte wohl auch arabische Lehrer, jedenfalls keine deutschen, Deutscher wie sein Großvater Barbarossa war er nicht. Dafür belesen und wissbegierig. So wild war seine Jugend sicher nicht, wie es bei manchen dargestellt wurde, denn er wurde 4-Jährig zum König von Sizilien gewählt (seine Mutter Konstanze, die im gleichen Jahr starb, verzichtete für ihn auf die Krone, was eine Bedingung des Papstes war – sie blieb Kaiserin) konnte sich ohne militärische oder finanzielle Macht, aber mit Unterstützung des Papstes als 16-Jähriger und mit dessen Segen (dem er dafür versprach das Römische Reich nicht mit Sizilien zu verbinden – was er selbstverständlich brach) mit einer kleinen Reisegruppe ohne Militärmacht in die nördlichen Territorien des Reiches reisen und unter Hinweis auf seinen rechtlichen Anspruch von den deutschen Fürsten 1220 in Konstanz zum König wählen lassen, auch, indem er ihnen weitreichende Privilegien zusicherte. Sein Widersacher der Welfe Otto IV Kaiser bis 1218, unangefochten nur bis 1211, kam wenige Stunden zu spät und verzichtete auf Belagerung und Kaiser- wie Königswürde.
Von 1212 bis 1220 arrondierte Friedrich im Reich staufisch-salischen Herrschaft und Besitz, und ließ seinen Sohn Heinrich zum deutschen König wählen (Vormund war Engelbert II von Köln, Graf von Berg, nach dessen Ermordung dann Ludwig von Bayern und Bischof Konrad von Metz und Speyer)
Auf der Heimreise 1220 nahm er quasi nebenbei aus den Händen des Papstes die Kaiserkrone entgegen, der dies machtlos vornehmen musste. Das dieser auf Rache bei nächster Gelegenheit baute, war klar.
Zunächst konzentrierte sich Friedrich II. auf seine Hausmacht in Unteritalien. Denn dort rumorten bereits die normannischen Barone, die um ihre Erträge fürchteten. Mit Recht, Gesetz und einem hocheffizienten Beamtenapparat, nur mit leichtem Druck und fast ohne Gewalt schuf er einen modernen Staat. Von seiner Macht als König machte er Gebrauch, wann immer notwendig, ansonsten unterwarf er sich der von ihm erlassenen Gesetze. Die Konstitutionen von Melfi (gültig bis in die neuere Zeit) u.a. sind Zeugnisse dieser Politik. Er machte sich während seines ganzen Lebens als Gelehrter und Wissenschaftler einen Namen. Mit vielen philosophischen Fragen seiner Zeit setzte er sich auseinander und etablierte als einer der Ersten die empirische Wissenschaft. Sein berühmtes Vogelbuch basierte auf Beobachtungen und Erfahrungen, die er selbst gemacht hatte – unter anderem bei der Falkenjagd.Sein bevorzugter Aufenthaltsort war Apulien, meist in Foggia. Dort gab es zu dieser Zeit ausgedehnte wildreiche Wälder und ein angenehmes Klima.
Die Nähe zur Adria spielte strategisch ebenso eine große Rolle. Nicht weit entfernt unterhielt er in Lucera eine von ihm zwangsum-gesiedelte 20000 Mann umfassende Streitmacht, die ihm treu ergeben war, nachdem er ihnen das Leben nach ihren Sitten gestattete. Die Sarazenen waren auch maßgeblich an Manfreds Rückeroberung von Sizilien beteiligt und wurden nach der Niederlage Konradins von Karl von Anjou massakriert. Während seiner Regentschaft kam es immer wieder zu Konflikten mit dem Papst, eben weil er sich an die Abmachungen – auch im Interesse seiner Territorien - nicht hielt. Schließlich arbeitete der Papst auf die Vernichtung Friedrichs II. hin und exkommunizierte ihn.
Der Staufer führte viele Kriege gegen Rom, die er letztlich verlor. Auf dem letzten Kreuzzug war er der erste, der nicht durch Kriege sondern durch Diplomatie und Verhandlung einen 15 Jährigen Frieden für Jerusalem und die Kreuzfahrerstaaten erreichte. Am 13. Dezember 1250 starb Friedrich II.
Das Ende der Staufer
Der Tod Friedrichs II. war der Anfang vom Ende der Staufer. Die Macht von Friedrichs Sohn Konrad IV. im Reich stand auf tönernen Füßen, hingegen unangefochten in Sizilien, auch aufgrund des effizienten Beamtenapparats Friedrich II. Der Papst hatte auch ihn exkommuniziert und im Deutschen Reich hatten die Fürsten bereits einen Gegenkönig gewählt. Immer wieder musste Konrad IV. seine Würde als deutscher König militärisch behaupten. Nach seinem Tod an der Malaria übernahm Friedrich II unehelicher Sohn Manfred (in Verkennung der Tatsache, dass der legitime Erbe Konradin, Sohn von Konrad IV entgegen der Behauptungen doch nicht gestorben ist) die Macht in Italien. Er kämpfte gegen Karl von Anjou, den Papst Urban IV mit dem Versprechen der Belehnung Siziliens geworben hatte und verlor nicht nur die Schlacht von Benevent 1266 sondern auch sein Leben. Konradin, der legitime Nachfolger unterlag Karl von Anjou ebenfalls und wurde von diesem 1268 in Neapel hingerichtet. Karl von Anjou konnte den sizilianischen Besitz nicht sichern. Seine Härte führte zum Volksaufstand der berühmten Sizilianischen Vesper und dem Vertreiben der Franzosen. In der Folge ging die Macht in Sizilien an den Staufererben (nach Friedrich II), den Spanier Peter III von Aragon. Nach Griechen, Puniern, Römern, Ostrom, Wandalen, Arabern, Normannen, Staufern, Franzosen hatte Sizilien mit den Spaniern die nächste Fremdherrschaft. Es folgten weitere, zuletzt Garibaldi, Piemont, die Italiener. Das da so was wie Mafia entsteht, verwundert eigentlich nicht wirklich.Mit dem Tod Konradins endete die Dynastie der Staufer.
Es folgte das Interregnum, 1254 bis 1274, die kaiserlose, die schreckliche Zeit – im Heiligen Römischen Reich. Ob das von Zeitgenossen auch so gesehen wurde, ist fraglich, es kann sich auch um eine Interpretation des 19. Jahrhunderts handeln.
In Deutschland war es zunächst Friedrich II derjenige, dem man nachtrauerte. Erst im Verlauf der Zeit wandelte sich die Sehnsucht hin zu Friedrich Barbarossa. Dieser erschien den meisten als der Strahlendere und Deutschere, weshalb er in der Zeit des Deutschen Nationalstaates im 19. Jahrhundert dann das Kyffhäuser Denkmal erhielt, allerdings von Wilhelm I überragt.
Das Bergische Land zur Zeit der Staufer
(Hinter fast jedem Stichwort verbirgt sich eine weitere Geschichte der Zeit)
Bergisches Land 1101 Grafschaft – Grafen von Berg Adolf I (Puer) +1106 ggf Migrationshintergrund Thüringen (Vogt Deutz – Essen-Werden 1115 usw) – Berg/Altena-Teilung, Klöster Altenberg (1133) Morimond, Johanniter Kommende Burg, Saarn, Gräfrath, Heisterbach, Siegburg, Gerresheim, Bensberg, Stadtgründungen in Folge der Klostergründungen, Bensberg, Gräfrath (Villa Walde/Deutz) , Ratingen, Lennep, Hückeswagen (Herren zogen nach Mähren), Teilnahme an den Kreuzzügen (Albingenser und Nahost, Lissabon), Tod Balkan, Damaskus, Damiette, Brun Ezbf Köln, Engelbert II + 1218, Bergischer Löwe/Hzm Limburg, Judith von Berg.
Liebe ZWAR Kunst & Kultur Freunde,
alle Personen in unserer Gruppe bezeichne ich jetzt mal als Freunde.
Warum sollen damit nur männliche Personen gemeint sein? Bei "Freundschaft" sind ja wohl auch alle Menschen gemeint.
Oder ist "Freundinnenschaft" mit und ohne Doppelpunkt auch schon gebräuchlich? Hoffentlich nicht. Ansonsten wird es immer absurder. Und damit wäre die Gleichheit und vor allem doch wohl Gleichberechtigung auch nicht hergestellt.
Viel wichtiger und ernstzunehmender ist dagegen der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen und der tatsächlich, von der Menschenrechtcharta wie dem Grundgesetz verbrieften, aber immer noch nicht gelebten Gleichheit aller Menschen.
Das fiel mir ein als ich nach einer Überleitung zum beiliegenden Bericht über unseren Ausflug nach Köln zu der Ausstellung "Susanna bis me too" suchte.
Herzliche Grüße Klaus zum Vergrößern, Bilder bitte anklicken
Susanna bis me too, Köln, Wallraf Richartz Museum am 11.2.2023
Am Samstagmittag trafen wir uns am Solinger Bahnhof zur Fahrt nach Köln.
Nach einem kleinen Abstecher in den Kölner Dom waren wir zeitig in Wallraf Richartz Museum zur Führung durch die Ausstellung „Susanna bis me too“. Um es vorweg zu nehmen, der Führer durch die Ausstellung war ein Glücksfall.
Die Geschichte der Susanna ist als nachgeordneter Teil im Buch Dan bzw. Daniel unsicher hinsichtlich seiner Entstehung, unterschiedlich in den kodifizieren Schriften des Tanach und der Bibel sowie in zwei unterschiedlichen Versionen bekannt. Dan heißt im jüdischem „Recht“, die Endung „El“ bezeichnet „Gott“, also Richter Gottes. Dies dürfte ein Grund sein, die Geschichte ab Strophe 13 einzufügen, da das Buch Daniel zuvor bei Strophe 11 endete.
Die erste Version, angeblich zurzeit der babylonischen Gefangenschaft, handelt vom dem Juden Joachim aus der jüdischen Elite, der in Babylon wohlhabend und angenehm leben konnte und seiner Frau Susanna, die als höchst tugendhaft dargestellt wird. Eines Tages nimmt Susanna in ihrem Garten ein Sonnenbad, als zwei Richter mit zweifelhaften Absichten sie beobachten, ohne zum Ziel ihrer Wünsche zu kommen. Deshalb verleumden sie Susanna, in dem sie ihr Unzucht mit einem Jüngling vorwerfen. Darauf stand nun mal die Steinigung bis zum Tode. Bevor es zum Vollzug des Urteils kommt, tritt Daniel, ein Jüngling, auf und schlägt vor, dass er die beiden Richter getrennt voneinander einer Zeugenbefragung unterzieht. Dabei bezeugen beide konträre Fakten, in dem sie die Art der Bäume, unter denen die angebliche Unzucht stattfand, unterschiedlich nennen. Damit steht fest, dass beide die Unwahrheit bezeugen mit der Folge, dass Susannas Unschuld erwiesen und statt ihr die Richter gesteinigt werden. Die Interpretation der Zeugenaussagen kann allerdings durchaus Anlass zu juristischen Diskussionen sein, da auch nur einer der Beiden eine Falschaussage hätte abgeben könnte. Jedenfalls würde in diesem Fall Aussage gegen Aussage stehen.
In der zweiten Version, die rund 600 Jahre später zur Zeit des Makkabäer-Aufstandes (der Loslösung von der Herrschaft der Seleukiden) stattfand, bedrängen die beiden Richter die dann nackte Susanna beim Bade. Ob sie selbst übergriffig wurden, bleibt im Ungefähren. Susanna wird vor die Alternative gestellt, sich den Richtern hinzugeben oder als Ehebrecherin verleumdet zu werden mit der Folge ihres Todes durch Steinigung. Die weitere Abfolge ist im Wesentlichen adäquat.
Die Geschichte hat eine Reihe von zeitlosen gesellschaftlich, moralisch und rechtlich bedeutsamen Komponenten.
Im juristischen Studium geht es um die Tatsache, dass Zeugenbefragungen zur Ermittlung der Wahrheit niemals zusammen, sondern immer getrennt voneinander durchzuführen sind.
Gesellschaftlich und moralisch zeigt die Geschichte die untergeordnete und hilflose Position der Frau, dass sie ohne die hier beschriebene göttliche Hilfe trotz ihrer Stellung als angesehene Frau chancenlos gewesen wäre, sich gegen die Anwürfe der beiden Männer zu werden. Eine Tatsache, die sich bis in unsere Zeit nicht besonders geändert hat. Lediglich die Steinigung wurde im Laufe der Jahrhunderte abgeschafft. Dabei ist zur Vollständigkeit in Einzelfällen das Thema einer etwaigen Falschbehauptung seitens der Frau sicher erwähnenswert, ändert aber nichts an der grundsätzlichen Situation.
Ohne Kenntnis dieses Hintergrundes ist die Betrachtung der zahllosen Bilder wenig sinnvoll. Zur Geschichte der Werke und ihrer Interpretation durch die Jahrhunderte kommt noch ein anderer, eher niederer Aspekt hinzu: Der Voyeurismus der männlichen Auftraggeber an die Künstler. Denn mit der Darstellung der nackten Susanna (also nur die neuere Variante, die im Christentum präferiert wurde) hatten die Männer eine vorgeblich unverfängliche Möglichkeit, sich in den züchtigen Zeiten ihren sexuellen Träumen hinzugeben und ein gottgefälliges bibelgerechtes Bild an die Wand zu nageln.
In der Lothar (II. von Lothringen) Gemme des frühen 1000. Jahrhundert ging es darum noch nicht, eher um die rigide Behandlung seiner Frau Theutberga, die er gerne loswerden wollte und ihr Unzucht und Abtreibung zur Durchsetzung seiner Wünsche unterstellte, sich letztendlich aber dem päpstlichen Spruch unterwarf.
Dann ging es Schlag auf Schlag durch die Jahrhunderte. Man konnte im Schnelldurchgang die Veränderungen der Sitten, Gebräuche, Vorstellungen zu diesem Thema wahrnehmen.
Immer wieder lenkte unser hervorragender Führer auf Details in den Kunstwerken, auf die Bedeutung in der Bildsprache, sei es das Hündchen, der Wasserstrahl aus dem Brunnen oder die Wolken, Schatten und Farben. Ebenso waren die Gesten, Körpersprache, die Haltung wie der Ausdruck der Gesichter und der Augen thematisiert.
Viele der Bilder hatten auch eigenwillige Interpretationen hinsichtlich des Gemütszustands der Susanna zum Thema.
Die rassistisch national-sozialistische Interpretation des Themas fehlte ebenso wenig wie das voyeurhafte wahrscheinlich übergrenzwertige Verhalten des Regie-Altmeisters Hitchcock mit seinem Film Psycho, dem ein Sonderraum gewidmet war.
Nach einem kurzen Gang durch die Altstadt schlossen wir diesen sehr interessanten kurzweiligen Nachmittag bei einigen Gläsern Kölsch und gutem Essen im Sion ab und fuhren auf kurzem Weg nach Hause.
Als Expressionismus wird die Stilrichtung der bildenden Kunst ab ca. Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnet mit einer Blüte bis zum Beginn es 1. Weltkriegs, dann Weltkriegsbilder, einem deutschen Expressionismus zu Zeiten der Weimarer Republik, dann im Untergrund weiter bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Im Gegensatz zum Naturalismus von z.B. Courbet und Liebermann (dieser auch bereits impressionistisch) und Impressionismus ging es den Künstlern – wie bereits im Fauvismus („wilde Bestien“) in Frankreich um einen freien Umgang mit Farbe und Form in häufiger Verwendung ungemischter Farben und im deutschsprachigen Raum des Weiteren die Verwendung holzschnittartiger Formen hervor. Weitere Charakteristika sind eine Motivreduzierung auf markante Formelemente der Bildobjekte und eine Auflösung der traditionellen Perspektive.
Zur Darstellung des Übergangs von Naturalismus, Impressionismus und Fauvismus zum Expressionismus hier entsprechende Beispiele: zum Vergrößern, Bilder bitte anklicken
Den Künstlern dieser Epoche waren nicht die wirklichkeitsgetreue Wiedergabe von Eindrücken und schöne Formen wichtig; im Gegensatz zu den impressionistischen Malern drückten die Expressionisten ihre subjektiven Regungen aus. Sie gaben direkt und spontan ein „durchfühlt“ interpretiertes Motiv weiter.
Sehr bald nach dem 1. Weltkrieg und unter dessen Einfluss auf die Künstler wurde der Expressionismus von neuen Stilrichtungen teils überlagert und teils abgelöst oder infrage gestellt durch (z. B. Konstruktivismus, Neue Sachlichkeit, Informel, Postmoderne, Fotorealismus, und Dadaismus).
Eine erste expressionistische, mit symbolischen und Jugendstilelementen vermischte Welle erschien bereits zwischen 1885 und 1900 als Reaktion auf den Impressionismus und den objektiven Ordnungswillen Paul Cezannes und Georges Seurate sowie den deutschen Impressionismus. Ihre Vertreter waren Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Henri de Toulouse-Lautrec, James Ensor, Edvard Much und Ferdinand Hodler.
Hier die entsprechenden Beispiele:
Eine zweite expressionistische Welle, weit wichtiger als die erste, zeigte sich in Frankreich bereits durch die Beiträge Georges Rounalt, im Frühwerk Pablo Picasso, im Schaffen des Fauvismus und in Deutschland mit der Gründung der Dresdner Brücke.
Künstlervereinigungen führten die expressionistischen Bildwerke weiter bis zur Abstraktion.. Hauptvertreter der Brücke in Dresden (1905–1913) waren Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Müller und Max Pechstein, Eine andere maßgebliche Gruppe war die Neue Künstlervereinigung München, der unter anderen Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Franz Marc, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin angehörten. Aus der N.K.V.M. ging die Redaktion des Blauen Reiter hervor. Daneben gab es auch einen ostpreußischen Expressionismus in Königsberg, ab 1918 mit der Künstlergruppe „Der Ring“ und einen Rheinischen Expressionismus. Der letztere Begriff wurde 1911 von Herwarth Walden geprägt, er bezeichnet weniger eine Kunstrichtung, sondern eher das Lebensgefühl einer jungen Generation. Die Anfänge gehen auf Vincent van Gogh und Edvard Munch zurück .
Der Expressionismus richtete sich als Protest gegen die damals bestehende Ordnung und somit vielfach gegen das Bürgertum. Seine Entstehung muss in engem Zusammenhang mit der Lebensformbewegung gesehen werden. Expressionistische Künstler beriefen sich auf Friedrich Nietzsche als Vordenker. Die Zeitschrift Der Sturm (herausgegeben von Herwarth Walden) und andere neu gegründete künstlerisch-literarische Zeitschriften dienten den Protagonisten als Diskussionsforum. Überkommene künstlerische Formen wurden aufgegeben („Formzertrümmerung).
Da das Programm des deutschen Expressionismus weitgehend negativ definiert war (nicht naturgetreu, nicht bürgerlich, nicht konventionell), ergab sich daraus im Gegensatz zum Impressionismus nicht eine Kunst, die ohne weiteres an Stilmerkmalen zu erkennen ist. Es war die geistige Haltung, die den Expressionismus ausmachte. So formulierte Ernst Ludwig Kirchner 1906 das „Programm der Brücke“ in dem gleich betitelten Holzschnitt wie folgt:
„Mit dem Glauben an Entwicklung an eine neue Generation der Schaffenden wie der Geniessenden rufen wir alle Jugend zusammen und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit verschaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften. Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergiebt, was ihn zum Schaffen draengt.“
Wichtige Vertreter des deutschen Expressionismus wehrten sich vehement, als Expressionisten bezeichnet zu werden, so Ernst Ludwig Kirchner und Otto Müller. Sie hoben hervor, dass diese Bezeichnung ihrem Stil und ihrer Originalität nicht gerecht werde.
Die gemeinsame Reise von Paul Klee, August Macke und Louis Moilliet nach Tunesien ist als Tunisreise in die Kunst-geschichte eingegangen.
Die zweite expressionistische Generation von Malern und Bildhauern hatte bereits in der Weimarer Republik ihre Ausbildung begonnen, wurde aber durch den Nationalsozialismus und den Krieg in ihrem Schaffen und insbesondere der Veröffentlichung ihrer Werke gehindert. Ein Teil ihrer Werke findet sich heute in den Zentren für verfolgte Kunst in Basel und Solingen.
Wie die kubistischen Werke beispielsweise von Pablo Picasso und Georges Braque wurden auch die Werke der Expressionisten, insbesondere die der Künstler der Brücke von den Objekten ozeanischer und afrikanischer angeregt.
Anfang des 20. Jahrhunderts füllten sich Europas Völkerkundemuseen mit Objekten aus Afrika und Ozeanien. Die schlichte und ausdrucksstarke Gestaltung der Masken und Figuren, allesamt mystische Sinnbilder fremder Kulturen, erfüllten die Sehnsucht der Künstler nach einer „neuen Natürlichkeit“.
Münster mit Barbarossa und ZWAR am 28.1.2023
Die Ausstellung zum 900. Geburtstag von Friedrich Barbarossa war Anlass und Gelegenheit, einen Ganztags-ausflug nach Münster zu machen.
Mit ICE-Train für 23,00 € hin und zurück waren wir schneller als mit Autos, sogar trotz der 20 Minuten Verspätung durch die Stellwerkszerstörungen an dem Wochenende. Nach dem LWL-Museum sollte es eine Pause in einer Gaststätte, danach 15 Minuten im Friedenssaal von 1648 im Rathaus sowie ein Gang über Prinzipalmarkt, Lamberti Kirche mit den Wiedertäuferkäfigen hin zu Wilsbergs Antiquariat. Ein Fußweg von weiteren 15 Minuten. Danach zum Aufwärmen wieder einkehren, bevor wir zum Abend in ein typisches Gasthaus einkehren und wohlgenährt am Abend die Heimreise antreten könnten. Soweit der Plan.
Das Ergebnis fasste Simone so zusammen: Ein Tag, wie ein ganzes Leben im Kurzformat: Aufbruch, Freude, Lernen, Gemeinsamkeit, Anstrengung, Müdigkeit, Fröhlichkeit, Leerstellen, Enttäuschungen, Entschuldigungen, Verlust, Irrungen und Wirrungen und ein kleines bisschen Traurigkeit.
Barbarossa war eine sehr gut und interessant kuratierte Ausstellung, die das ganze Spektrum des Lebens und der Zeit Friedrich I. umfasste, die Herkunft, die verwandtschaftlichen Beziehungen der geschichtlichen Personen und ihrer Handlungen, die Frauen, Mütter, Großmütter, Onkel und Erbtanten, alles nach den neuen Erkenntnissen und Forschungen, befreit von der uns noch in Schulbüchern vermittelte Glorifizierung zur Untermalung eines nationalen Deutschlands, das es eben erstmals 1871 und nicht vorher gegeben hat. Die Staufer und ihre Zeit werden Gegenstand eines Symposions sein, denn es macht schon Spaß sich damit mal näher zu beschäftigen.
Enttäuscht waren wir, als das vor 3 Wochen per Mail angeschriebene Restaurant erst dort und so spät mitteilte, dass sie unsere Reservierung leider nicht berücksichtigen könnten. Mit vereinten Kräften suchten wir telefonisch nach einer Alternative. Nach 15 Versuchen hatten wir nur eine vage und eine weit entfernte Alternative. Im Museumsrestaurant fanden wir Plätze und eine gute erste Rast. Dann wurde es Zeit um 15.00 Uhr im Rathaus zu erscheinen um die Audioführung mitzumachen.
Die freundlichen Damen an der Rathauskasse konnten uns dann doch eine gute Alternative in der Altstadt empfehlen, die wir dann auch reservierten.
Über den Prinzipalmarkt besuchten wir die Lambertikirche und dann wenige hundert Meter weiter die Kirche des heiligen Georg Wilsberg, die Eingangsfront des Antiquarats Solder. Nach Fotoshooting vor der Tür gingen wir die wenigen hundert Meter zum Dom und dann über den Markt ins nächste Café am Markt. Da gab es dann bei dem einen oder anderen Getränke, den einen oder anderen sozialen Kontakt mit Münsteranern. Der Weg zu dem italienischen Restaurant Rossini war eigentlich recht leicht zu finden, es gab 2 Wege jeweils 6 Minuten vom Marktplatz. Aber es war schon dunkel geworden, es gab immer noch viele Menschen – und so hatte es den Anschein, als ob wir die eine oder andere verloren hätten. Erst als der nächste Anruf kam, man sei schon lange vor dem Restaurant und warte auf uns, löste sich die Irrung und Verwirrung auf. Ein angenehmer Aufenthalt bei sehr gutem Essen und erstklassiger Bedienung entschädigte uns für die Unbillen, die wir durch die münsteraner Heimatgastronomie erfahren mussten. Die interessanten Gespräche auf der Rückfahrt waren eigentlich keine traurigen, sondern mehr eindrucksvolle Berichte und Dialoge über engagierte respektable Tätigkeiten in nicht ganz so einfachen Ehrenämtern.
„EXPRESSIONISTEN AM FOLKWANG Entdeckt – Verfemt – Gefeiert“
Die Kunstrichtung Expressionismus ist mit Karl Ernst Osthaus, den Direktoren und dem Folkwang eng verbunden. Zum 100 jährigen. Jubiläum mit ca. 250 Meisterwerken werden die vielfältigen Verbindungen zwischen Künstlern und dem Museum gezeigt.
Osthaus hatte das Folkwang zunächst in Hagen 1902 gegründet, um „einen Stützpunkt künstlerischen Lebens im westlichen Industriebezirke zu schaffen.“ Die rasch wachsende Sammlung, aber auch das umfangreiche Ausstellungsprogramm machte das Museum Folkwang schnell zu einem der wichtigsten Kunstmuseen in Deutschland. Osthaus schätzte die moderne Malerei des späten 19. Jahrhunderts und erwarb schon früh Werke von Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Ferdinand Hodler oder Edvard Munch. Doch auch die aktuellen künstlerischen Entwicklungen interessierten ihn sehr. Eine besondere Rolle spielte dabei der Expressionismus.
Mit allen wichtigen Zentren dieser revolutionären Kunstrichtung, die sich vor allem im deutschsprachigen Raum rasch ausbreitete, stand Osthaus in Verbindung. Er präsentierte Werke der 1905 in Dresden gegründeten Künstlergemeinschaft Brücke rund um Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Aber auch August Macke, Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter oder Franz Marc vom Blauen Reiter in München waren mit Ausstellungen zu Gast. Die Wiener Künstler Oskar Kokoschka und Egon Schiele konnten 1910 und 1912 ihre neuartigen Bilder vom Menschen in Hagen vorstellen. Auch die erste große Wanderausstellung zum Werk der jung verstorbenen Paula Modersohn-Becker nahm 1913 im Museum Folkwang ihren Ausgang.
Oft suchten die Künstler den Kontakt zu Osthaus, denn es sprach sich schnell herum, wie aufgeschlossen das Museum und sein Gründer für die neueste Kunst waren. Franz Marc empfand sogar eine Geistesverwandtschaft und schrieb 1911 an Osthaus, dass das Museum Folkwang „in seiner Art schon ein Vorbild unseres Gedankenganges ist“. Eine geistige Nähe bestand auch zwischen Karl Ernst Osthaus und Ernst Gosebruch, der seit 1912 das städtische Kunstmuseum in Essen leitete. Gosebruch war fasziniert vom Expressionismus und organisierte mehrere Ausstellungen zu Emil Nolde, von dem er auch Gemälde erwarb. Als Osthaus im Frühjahr 1921 verstarb, war es nicht zuletzt der Initiative von Gosebruch zu verdanken, dass die Osthaus-Sammlung wenig später für Essen erworben werden konnte, wo sie 1922 gemeinsam mit der städtischen Sammlung zum neuen Museum Folkwang wurde.
Die Ausstellung Expressionisten am Folkwang zeichnet diese außergewöhnliche Geschichte anhand von Meisterwerken aus dem Museum Folkwang und wichtigen europäischen Sammlungen nach. Sie bringt Werke wieder zusammen, die einstmals in bedeutenden Ausstellungen in Hagen und Essen zu sehen waren oder für die Sammlung erworben wurden. Zugleich erzählt Expressionisten am Folkwang auch die Fortsetzung der Geschichte ab den 1920er Jahren. So blieb Ernst Ludwig Kirchner dem Museum verbunden und konzipierte ab 1925 eine groß angelegte Ausmalung für den Festsaal im Neubau des Museum Folkwang. Die farbigen Entwürfe und Gemälde geben faszinierende Einblicke in den vielschichtigen Prozess der künstlerischen Ideenfindung.
Die Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 mündete für die Expressionisten wie für das Museum in eine Katastrophe. Der Expressionismus wurde nicht – wie Emil Nolde hoffte – zur repräsentativen Kunst der neuen Zeit erklärt, sondern im Gegenteil als „entartet“ diffamiert. Die staatlichen Beschlagnahmungen aus deutschen Museen 1937 betrafen deshalb vor allem expressionistische Kunst, und auch im Museum Folkwang blieb kaum ein Werk vom NS-bedingten Entzug verschont. Nachdem auch das Museumsgebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, brachte die Zeit nach 1945 einen Neuanfang, bei dem die Würdigung des Expressionismus durch Ausstellungen und Ankäufe eine zentrale Rolle spielte. Bereits in den späten 1940er Jahren fanden wieder erste Expressionisten-Ausstellungen in Ausweichquartieren in Essen statt. 1958 wurde der Museumsneubau symbolträchtig mit einer groß angelegten Retrospektive zur Künstlergemeinschaft Brücke eröffnet. Durch Ankäufe, Schenkungen und Stiftungen wuchs in den folgenden Jahrzehnten wieder eine herausragende Sammlung expressionistischer Kunst im Museum Folkwang heran. In der Jubiläums-Ausstellung ermöglicht sie im Zusammenspiel mit Werken der ehemaligen Folkwang-Sammlung einen tiefen Einblick in die Bandbreite und Vielfalt des Expressionismus und seiner Geschichte.
Dies ist die leicht redigierte Information des Folkwang zu der Ausstellung, die ich nicht besser hätte wiedergeben können.
Wir hatten das Glück eine versierte Kunsthistorikerin als Führerin zu haben, die anhand einzelner Werke die gesamte Bandbreite an Auffassungen der einzelnen Künstler und deren Gemeinschaften aufzeigte und detailreich erklärte. Dabei richtete sie unser Augenmerk auf Seelenlage, Empfindungen, eigenen Äußerungen, Malstile, Ideen, aktuelle politische Ereignisse und Zustände der Künstler selbst, die deren Kunstwerke wiederspiegelten.
Es ging dabei an einem bestimmten Punkt nicht mehr darum, „Was soll das darstellen“, „Wie ist der Titel“ oder „Was hat sich der Künstler (nur) dabei gedacht“, diese immer wiederkehrenden Plattheiten mancher „Bildangucker“.
Es ging auch in der Führung nicht darum, uns als Bildungsbürgerpublikum zu beeindrucken oder – noch schlimmer – diesen ein Instrument von Superbia mit auf den Weg zu geben.
Was wir erleben konnten, war die Augen zu öffnen. Denn erst wenn man die Hintergründe der Umstände, der Malerin, der Möglichkeiten, der Zeit, der Entwicklungen mit einbezog bei der Betrachtung, konnte man dem einzelnen Werken näher kommen, sie als besonders anzusehen ohne dass man sich gleich selbst die Frage stellte ob man es „schön“ findet. Weil „schön“ in der Bedeutung von „gefällig“ sind viele der Bilder nicht unbedingt. Aber auch das liegt alleine im Auge und Kopf des Betrachters.
Daneben ging die Führerin auch ausführlich auf die Zeit des Nationalsozialismus, auch Nolde, die Direktoren Baudessin und dessen Nachfolger sowie die Ausstellung „Entartete Kunst“, der ein Saal in der Ausstellung gewidmet war. Die Fotos, wie die Werke so schlecht wie möglich präsentiert wurden wie auch die wandumfassende Liste der verfemten Künstler ihrer Werke, des Abgabepreises und der Provenienz waren schon etwas bedrückend. Man bekam eine Ahnung davon, wie viele Werke für immer untergegangen sind. Aber Kunst- und Kulturfrevel aus niederträchtigen politischen Motiven ist ja nicht aus der Welt.
Es waren jedenfalls rund 70 Minuten kompakte und vollgestopfte Informationen über expressionistische Malerei und Bildhauerei.
Wir verbrachten noch – sozusagen als etwas ruhigeren Ausklang – ca. ½ Stunde in der Ausstellung, um das eine oder andere Werk eingehender zu betrachten.
Dann gingen wir in das Museumsrestaurant Edda, in dem wir etwas ermattet, jedoch sehr beeindruckt von dem gerade Gesehenen und Gehörtem bei Kaffee, Kuchen und Speisen den Nachmittag abschlossen.
Rechtzeitig vor Eis und Regen erreichten alle 4 Autos wohlbehalten Solingen, bzw. Wuppertal. Sylvia hat einige Fotos gemacht, die sie für unseren Bericht zur Verfügung stellt.
Weite Fotos sind durch Wikipedia frei nutzbar. Bilder zum Vergrößern bitte anklicken.
Musik des Impressionismus
Impressionistische Musikwerke entstanden hauptsächlich in den Jahren 1890-1910.
Als Vertreter werden vor allem Claude Debussy und Maurice Ravel genannt, aber auch bei z. B. Manuel de Falla, Cyril Scott u. Rachmaninow gibt es impressionistische Tendenzen.
Die Komponisten fühlten sich wie die Maler der Natur sehr verbunden und sie versuchten wie sie, Augenblicke und Stimmungen darzustellen.
Der Begriff Impressionismus als Stilrichtung ist durchaus umstritten, unter anderem, weil es vieles von dem, was diese Musik auszeichnet, bereits vorher gab. Naturschilderungen durch Musik kennt man schon seit dem Barock. Dennoch war dieser Stil etwas ganz Neues.
Das Hauptaugenmerk der Komponisten lag nicht auf der Form der Musik, so wie es beispielsweise in der Klassik und Romantik der Fall war, sondern auf dem Klangbild.
Merkmale sind fließende Melodien, schwebende Klänge, wechselnde Rhythmen, fernöstliche exotische Klänge und erstmals auch Dissonanzen jenseits von Dur und Moll.
Durch eine andere Instrumentation ergaben sich neue Klangfarben. Die Orchester waren auch deutlich kleiner besetzt als z. B. bei der oft pathetischen Musik von Berlioz (1803-1869), Wagner (1813-1883) und Liszt (1811-1886). Es ist eine sensible, gefühlvolle Musik.
Inspiriert wurden die Komponisten vor allem von russischer und ostasiatischer Musik
Debussy (1862-1918) ~ gilt als Begründer und Hauptvertreter, obwohl er auch in anderen Stilen komponierte.
Kunstkritiker hatten einst über die Impressionisten und auch Monets Bild Impression Solei levant (Sonnenaufgang in Le Havre, 1872) gespottet.
Link zu den Bildern von Claude Monet
Debussy erging es nicht besser.
1887 kritisierte die Akademie der Schönen Künste von Paris eines seiner frühen Werke (Salut printemps) als verschwommen und impressionistisch. Das war abwertend gemeint und hat ihn sehr geärgert.
Debussy lehnte die althergebrachten Kompositionsregeln aus Klassik und Romantik ab und suchte in harmonischer und formaler Hinsicht eine Alternative. Ern wollte etwas Neues schaffen, nahm auch keine Bilder als Vorlage für seine Musik, anders als Mussorgsky.
(Maurice Ravel hat z. B. Mussorgskys (1839-1881) Bilder einer Ausstellung orchestriert).
Musikbeispiel: Eines der beliebtesten Werke Debussys ist das Reflets dans l’eau aus der Klavierreihe „Images I“ Spiegelungen im Wasser, 1905
Reflets dans l'eau ist ein gutes Beispiel für das Fließende, Schwebende: man kann sich gut das Funkeln und Glitzern der Wassertropfen vorstellen.
Claudio Arrau, Klavier: Link zum Klavierwerk von Debussuy
Ein weiteres wichtiges Merkmal des Impressionismus war das Exotische: der Ferne Osten faszinierte die Europäer im späten 19. Jh. Viele Maler dieser Zeit wählten japanische Motive. Für die ostasiatische Musik charakteristisch ist die Pentatonik, das ist ein Tonsystem, das aus nur 5 statt 7 Tönen besteht ohne Halbtöne.
Pentatonik findet man übrigens nicht nur in asiatischer Musik sondern auch in einfachen Kindermelodien, osteuropäischer Volksmusik und im Jazz. Musikbeispiel Haribo
Pentatonik gibt es auch in diesem kleinen jazzigen Stück von Debussy:
Musikbeispiel Le petit nègre: Klavier: Link zur Musik Jean-Yves Thibaude
Le petit nègre ist ein spätes Gelegenheitswerk Debussys und ist von den amerikanischen Minstrel-Shows (1840-70) beeinflusst. Dies war im 19. Jahrhundert eine Showform, bei der sich Weiße als Schwarze verkleideten und das (weiße) Publikum unterhielten, oft mit Ragtime-Musik.
Auch von japanischen Holzschnitten ließ Debussy sich inspirieren, einen wählte er als Titelbild für die Notenausgabe seines sinfonischen Werks La Mer:
Hokusai: Die große Welle von Katsushika Hokusai geb. um 1760, Japan ~ Link zu La Mer
Ein Schlüsselerlebnis für Debussy war die Weltausstellung 1889 Paris, anlässlich derer der Eiffelturm gebaut wurde. Er hörte dort ein Gamelan-Orchester aus Indonesien.
Dies sind traditionelle Ensembles aus Java und Bali und bestehen aus Gongs, Schlaginstrumenten aus Metall wie Xylophonen, Trommeln, Flöten und Fiedel (Rebab ist eine zwei-, selten dreisaitige Stachelfiedel). Manchmal wird dazu auch gesungen. Es gibt keinen Dirigenten. Man folgt ganz dem subtilen Spiel der Trommel, das alle wesentlichen Tempo- und Dynamikwechsel anführt.
Die Musik erklingt zu religiösen und weltlichen Anlässen, Tanz- und Theateraufführungen.
Auch zum Auftakt des G20 Treffens auf Bali erklang Gamelan-Musik.
Link zu Gamelan Bildern in Berlin
Link zu Gamelan Bildern Javanese
In Deutschland findet man Gamelan-Instrumentensammlungen z. B. in der Elbphilharmonie, aber auch gar nicht weit weg am ethnologischen Museum in Köln und an der Musikschule Leverkusen.
Musikbeispiele Gamelan: Link zu den Musikbeispielen
Auf Debussy machte diese Musik einen großen Eindruck.
Ein schönes Bsp. für Exotismus und Pentatonik bei Debussy ist das Klavierstück Pagodes aus der Reihe Estampes.
Ein dazu passendes impressionistisches Pagodenbild wurde nicht gefunden, daher als Illustration die japanische Brücke von Monet, die er sich in seinem berühmten Garten in Giverny bauen ließ.
Ca. 1899, das Original hängt in der National Gallery London und eine Kopie in Klaus Schabergs Büro.
Link zum Bild Japanische Brücke
Musik Beispiel: Debussy Estampes: Pagodes (Tempelbauten), 1903 Klavier: Thiollier, François-Joël
Link zur Klavier Musik mit F.-J. Thiollier
Als ein Meisterwerk und Höhepunkt des musikalischen, gilt Debussys Prelude a l’apres-midi d’un faune, 1894 in Paris uraufgeführt.
Claude Debussy ließ sich hier vom gleichnamigen Gedicht des symbolistischen Dichters Stéphane Mallarmé inspirieren.
Worum geht es? Faun, ein antiker Fruchtbarkeitsgott, erwacht an einem schwülen Nachmittag aus einem sinnenfrohen Traum. Unter dem Zauber seiner Panflöte überlässt er sich der berauschenden Erinnerung an die schönen Nymphen, die seine Begierden erregt haben. Dann lässt ihn die Sonnenglut erneut in tiefen Schlaf versinken.
Das Prélude sollte keine inhaltliche Vertonung des Gedichts sein, sondern ist eher eine atmosphärische Traumvision, die die Stimmung dieses heißen Nachmittags beschreiben soll.
Populär wurde das Stück auch durch die Choreographie von Vaclav Nijinski (legendärer russischer Balletttänzer und Choreograf). Das Ballett handelt davon, wie ein junger Faun mehreren Nymphen vergeblich nachstellt. Die Uraufführung war 1912 in Paris und löste wegen der deutlichen sexuellen Anspielungen einen Skandal aus.
Link zu Bildern vom Faun und Nymphen
Gemälde mit Faun: Faun, einer Amsel zupfeifend ist ein Gemälde des Schweizer Malers Arnold Böcklin aus dem Jahr 1863 (Symbolist) in der Neuen Pinakothek in München:
Link zum Bild: Faun einer Amsel zupfeifend
Debussys Kompositionen zählen zu den bahnbrechenden Werken der Musikgeschichte. Er hat Harmonik, Klangfarbe und Rhythmik erneuert und die bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts beeinflusst, z. B. Olivier Messiaen, Igor Strawinsky und Béla Bartók.
Sie bereiteten die Auflösung der Tonalität vor (ab ca. 1910 durch Arnold Schönberg, Anton Webern, Alban Berg).
Musikbeispiel Ravel: Link zum Musikwerk Bolero
Maurice Ravels berühmtes Werk Bolero (1928) ist ein herausragendes Beispiel für den Einsatz der Klangfarbe, die durch die unterschiedliche Instrumentierung immer wieder wechselt.
Impressionismus (von lateinisch impressio "Eindruck", über das französische impressionnisme) ist eine Stilrichtung in der Kunstgeschichte, die durch die stimmungsvolle Darstellung von flüchtigen Momentaufnahmen einer Szenerie gekennzeichnet ist. Sie entstand aus einer Bewegung innerhalb der Malerei in Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Begriff Impressionismus wurde auch auf bestimmte Stilrichtungen in der Musik, in der Literatur, im Film und in der Fotografie übertragen.
Schon 1861 bezeichnete Theophile Gautier die Malweise von Francoise Daubignys, die er als zu flüchtig empfand, als „Impression“.
Der Begriff etablierte sich als kunstwissenschaftlicher Begriff 1874, als ihn einige Rezensenten aufgriffen, um die Werke der jungen Künstler in der am 15. April 1874 eröffneten Ausstellung am Boulevard des Capucines 35 zu beschreiben. Der progressiv-radikale Journalist und Kunstkritiker Jules-Antoine Castagnary, der schon die Rolle seines Freundes Gustave Courbet (Der Ursprung der Welt) in der Pariser Kommune verteidigt hatte, erörterte in seinem Aufsatz unter anderem die Frage, wie die Künstlergruppe zu nennen sei. Mit Verweis auf Monets Gemälde Impression – soleil levant (Impressions – Sonnenaufgang) kommentierte er: „Wollte man sie mit einem erläuternden Wort charakterisieren, müsste man den neuen Begriff Impressionisten schaffen. Sie sind Impressionisten in dem Sinn, dass sie nicht eine Landschaft wiedergeben, sondern den von ihr hervorgerufenen Eindruck.“
In der kunsthistorischen Literatur wird oftmals der Kunstkritiker Lous Leroy als Schöpfer des Begriffs Impressionismus genannt. Dieser veröffentlichte am 25. April 1874 einen Artikel in der Satirezeitschrift Le Charivari. Wie Ian Dunlop jedoch anmerkt, ist der Begriff des Impressionismus bereits in den 1860er und 1870er Jahren gebräuchlich und vor Monet schon im Zusammenhang mit anderen Landschaftsmalern genutzt worden. In der Folge verwendeten zahlreiche Künstler diese Bezeichnung, die bei den Vorbereitungen zur dritten Impressionisten-Ausstellung im Jahr 1877 auch offiziell Verwendung fand.
Hier nun die Version in der kunsthistorischen Literatur:
Am 18. April 1874 stellte in Paris in den Räumen des Fotografen Felix Nadar eine Gruppe junger und bis dahin unbekannter Künstler ihre Werke aus, für die sie in den offiziellen Pariser Salons keinen Zugang gefunden hatten.
Die Ausstellung wurde zu einem öffentlichen Skandal. Das Publikum empfand diese Bilder als Zumutung, denn noch niemals hatte man derartiges gesehen, das in so krassem Gegensatz zum damaligen Zeitgeschmack stand.
Diese Empörung wurde auch von den Kunstkritikern in vollem Umfang geteilt, und der Journalist Leroy bezeichnete in einem satirischen Artikel die Künstler als „Impressionisten“, ein Begriff, den er von einem Bild Monets mit dem Titel „Impression, soleil levant“ (Impression, Sonnenaufgang) abgeleitet hatte.
Spöttisch äußerte sich der Kritiker: „Der für dieses Gemälde verantwortliche Farbenkleckser muss wohl ein Impressionist sein, denn er gibt lediglich seine Impression wieder“.
Damit hatte die Öffentlichkeit einen Namen für die neue Kunstrichtung, der, zunächst ironisch gemeint, von den an der Ausstellung beteiligten Künstlern, nämlich u.a. Monet, Renoir, Pissarro, Sisley, Cezanne und Degas, zur offiziellen Bezeichnung erhoben wurde.
Das Aufsehen, das die Impressionisten in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts in Paris erregte, erscheint uns heute unbegreiflich, weil diese Maler keineswegs Revolutionäre waren, als welche man sie damals hinstellte.
Es handelte sich keinesfalls um natur- und wirklichkeitsverneinende Darstellungsweisen, sondern um realistische Darstellungen.
Es handelt sich um verfeinerte Sichtweise, die sie von fotografischer Genauigkeit unterscheidet.
Nicht der Gegenstand interessiert, sondern dessen momentane Erscheinung, wie er sich unter bestimmten Voraussetzungen dem Auge des Künstlers darbietet.
Ihn interessiert das Spiel des Lichts, das den Gegenstand oder die Landschaft zu jeder Tageszeit verändert, der Wechsel von Licht und Schatten, der Reiz einer flüchtigen Bewegung, die Augenblicklichkeit.
Ein weiterer Unterschied war die Verwendung reiner Farben, da vordem ein einheitlicher Gesamtton, meist bräunlich oder grünlich vorherrschte.
Bei ihnen war das Licht nicht nur hell, sondern es hatte verschiedene Farbwerte.
Klare, nachverfolgbare Linien verschwanden, die Umrisse wurden verwischt, überspielte erkennbare Formen und löste Gegenständliches in atmosphärische Unwirklichkeit auf.
Details, auf die Akademiemaler so großen Wert legten, wurden vernachlässigt.
Das Bild war eine Einheit und sollte als Einheit betrachtet werden.
Die flüchtige Pinselführung war dabei beabsichtigt.
Ohne die Erkennbarkeit zu beeinträchtigen erfasste man die darzustellende Formen in vagen Umrissen, und in dem man scharfe Begrenzungen vermied, ergaben sich die Übergänge weich und mühelos.
Die Bildoberfläche bekam eine lebendige Struktur.
Die Farbe blieb, wie sie von der Palette kam, oft unverstrichen stehen und bildete scharfe Grate und klumpige Anhäufungen.
Das Handschriftliche trat jetzt schon von der Maltechnik unverwechselbar hervor.
Revolutionierend war das nicht, denn die Meister des 17. und 18 Jahrhunderts Velasquez, Frans Hals, Constable, selbst Rembrandt und Turner hatten sich dieser Techniken und Methoden der Darstellung bedient.
Um den visuellen Eindruck unmittelbar festhalten zu können, war es oft und eher notwendig an die Örtlichkeiten zu gehen und unmittelbar dort zu malen, sei es in einem bestimmten Raum, Saal, Platz oder eben im Freien.
Frankreich ist der Ort der impressionistischen Malerei.
Erst spät hat z.B. in Deutschland aus der Tradition der realistischen Malerei z.B. Leibl und Thoma sich mit Corinth, Slevogt und Liebermann ein deutscher Impressionismus herausgebildet.
Der Impressionismus hat erhebliche Bedeutung für die moderne Malerei. Bilder zum Vergrößern bitte anklicken